Philosophie Magazin -- Also sprach Nietzsche

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, Also sprach Nietzsche, InKulturA Friedrich Nietzsche, der Philosoph der Umwertung aller Werte, der Verkünder des Übermenschen und der "blonden Bestie". Kein Systematiker, sondern schillernd-poetischer Aphoristiker, rief und ruft Missverständnisse, Fehlinterpretationen und ideologische Vereinnahmungen geradezu heraus. Obwohl in einem Körper verhaftet, der kränklich, all zu kränklich war, leistete sein geschliffener, stets wacher Verstand unermüdliche philologisch-philosophische Wühlarbeit, immer in der manchmal wütenden Hoffnung, dem Zeitgeist entgegenzuwirken. "Also sprach Nietzsche", so der Titel der Sonderausgabe des Philosophie Magazins, die diesen immer noch umstrittenen Philosophen ausgiebig zu Wort kommen lässt.

Doch unterliegt man der Versuchung, Nietzsche auf den Philosophen zu reduzieren, so schmälert man den Wirkungskreis dieses Mannes, der wohl zu den meisten seinerzeitigen Befindlichkeiten in Opposition stand. Er war mit einen genauen Blick für menschliches, all zu menschliches Verhalten ausgestattet, der es ihn ermöglichte, quasi en passant und bereits vor Sigmund Freud, Neurosen, Schwächen und Eitelkeiten eines saturierten und selbstgefälligen Bürgertums zu demaskieren.

Nietzsche war ebenso ein politischer Denker, der die Demokratie, die Masse und den Pöbel verabscheute und die, wie er es nannte, "Sklavenmoral", das Ressentiment gegenüber der "Herrenmoral", für den geistigen Verfall seiner Zeit verantwortlich machte. Künstler, Philologe und Zeitgeistkritiker, all das reflektiert sein Werk, das durch seinen speziellen systemfreien Charakter natürlich auch in Gefahr geraten ist, eklektizistisch missbraucht zu werden.

So waren und sind denn auch seine Begriffe des Willens zur Macht, der Umwertung aller Werte, seine Angriffe auf die gängige Moral und seine Aufwertung des Leibes immer wieder Ansatzpunkte für Kritik oder sogar Ablehnung. Den wohl schlimmsten Missbrauch im Namen Nietzsche trieb der Nationalsozialismus, dessen Realisierung eben der blonden Bestie - obwohl bewusst falsch interpretiert – das Werk dieses Philosophen in Verruf gebracht hat.

Die Sonderausgabe lässt ein Jahrhundert Nietzsche Rezeption Revue passieren und der Leser stellt fest, tritt er denn diesem Philosophen einigermaßen vorurteilsfrei entgegen, dass, wie Rüdiger Safranski es ausdrückt, "ein wenig Übermenschentum nicht schadet".

Die Gedanken Friedrich Nietzsches, dass zeigen alle Beiträge dieser Sonderausgabe, sind immer noch aktuell und gerade das dürfte die zeitlose Faszination dieses Philosophen ausmachen. Für Leser, die noch nicht mit dem Werk dieses großen Philosophen vertraut sind, bietet die Sonderausgabe einen profunden Überblick und Einstieg in die Philosophie Nietzsches, der eine weitere, vertiefte Beschäftigung mit seinen Gedanken geradezu herausfordert.




Veröffentlicht am 20. Juni 2017