Buchkritik -- Portraitfotografie -- Langzeitbelichtung

Umschlagfoto, Portraitfotografie, Langzeitbelichtung, InKulturA Es gibt Fotos, die stellen den Betrachter vor die Frage, wie und auf welche Art sie entstanden sind. Die Literatur über das Fotografieren, gute Bilder, Kameratechnik und sonstige aufnahmetechnische Finessen sind so zahlreich, dass der interessierte Laie und der engagierte Amateur die Qual der Wahl hat und oft genug feststellen muss, dass der Inhalt der manchmal üppig ausgestatteten Werke den Versprechen der Werbung nicht gerecht wird.

Ganz anders dagegen die beiden Bände "Langzeitbelichtung: Für bessere Fotos von Anfang an!" von Ronny Behnert und "Psychologie der Fotografie: Kopf oder Bauch?: Über die Kunst Menschen zu fotografieren" von Sven Barnow. Ronny Behnert, fotografischer Autodidakt, zeigt dem Leser in seinem Buch eine Welt, die oft an uns vorbei rauscht, weil wir es gewohnt sind, die täglichen Abläufe mit normaler Geschwindigkeit wahrzunehmen. Beschäftigt man sich jedoch näher mit der Technik der Langzeitbelichtung, dann enstehen Fotos, die auf einmal eine andere Art der Betrachtung entstehen lassen, die die Dinge hinter den Dingen herausarbeitet.

Der Autor zeigt dem Leser wie er sich dem nicht immer leicht in Szene setzenden Bildaufbau nähern kann und beschreibt ohne Technikverliebtheit die Möglichkeiten, aber auch die Schwierigkeiten der Langzeitfotografie. Das Buch ist sehr gut strukturiert und besticht durch seine in der Praxis erworbenen Tipps und Hinweise.

Besonders sympathisch erscheinen dem Leser die Einblicke in das "Seelenleben" des Autors, denn gute Fotos sagen auch sehr viel über den Fotografen aus. Wegen den stets nachvollziehbaren Ratschlägen des Autors und den gut erklärten Nachbearbeitungsmöglichkeiten ist dieser Band absolut empfehlenswert.

Sven Barnow geht der Frage nach, wie gute Portraits entstehen und mit welchen Finessen es gelingen kann, Menschen so zu zeigen, dass ein Blick auf das Foto dem Betrachter eine Geschichte über die abgebildete Person erzählt. Portraitfotografie gehört ohne Frage zu den anspruchsvollsten Gebieten fotografischer Betätigung und der Autor, Psychotherapeut, gibt zahlreiche gute Ratschläge, wie das für ein gelungenes Foto wichtiges Vertrauensverhältnis zwischen Model und Fotograf hergestellt werden kann.

Auch bei Barnow liegt der Fokus weniger auf technischen Details, sondern seine Intention ist das "innere" Sehen, die Konzentration auf das zu portraitierende Gegenüber, dass allein mit Pixelfetischismus nicht erreicht werden kann. So ist seine fotografische Intention auch eher puristisch, die, nicht abwertend gemeint, sich dann auch jeglicher Nachbearbeitung der Portraits entzieht. Ein sympathisches und lesenswertes Buch.




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Veröffentlicht am 16. Januar 2016