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Buchkritik -- Dan Brown -- The Secret of Secrets

Umschlagfoto, Buchkritik, Dan Brown, The Secret of Secrets, InKulturA Dan Brown meldet sich zurück, und er tut es mit einem Knall, den man in den engen Gassen von Prag noch lange nachhallen hört. Acht Jahre hat er seine Leserschaft im Schwebezustand gelassen, und nun erscheint mit „The Secret of Secrets“ der sechste Auftritt des unvergleichlich gelehrten Symbologen Robert Langdon. Schon die Wahl des Schauplatzes ist ein literarischer Coup: Prag, jene Stadt, die von Mythen, Alchemisten, gotischen Türmen und einem überbordenden historischen Gedächtnis vibriert, erweist sich als ideale Bühne für ein Drama, das zwischen esoterischer Spekulation und atemloser Thriller-Dramaturgie balanciert.

Im Zentrum steht diesmal nicht nur eine Entführung, sondern ein verschwundenes Manuskript, das, wie könnte es bei Brown anders sein, unser Verständnis von Bewusstsein, Leben und Tod revolutionieren könnte. Katherine Solomon, die noetische Wissenschaftlerin, die seit „Das verlorene Symbol“ als intellektuelle Partnerin Langdons fungiert, hält zu Beginn einen Vortrag über das Wesen des Bewusstseins, und verschwindet kurz darauf mitsamt der bahnbrechenden Schrift. Was sich entspinnt, ist eine Jagd durch Kathedralen, Bibliotheken und unterirdische Labyrinthe, ein Spiel mit Symbolen und Codes, das uns mit der uralten Angst vor dem Tod konfrontiert und zugleich mit der Vision einer Menschheit, die ihre Furcht überwunden hat.

Brown bleibt sich treu: Er nimmt große Ideen, Mythologie, Architektur, Philosophie, das Quantenflackern der noetischen Wissenschaft, und verbindet sie mit der Taktung eines Pageturners. Prag selbst wird dabei zum Protagonisten: jede Fassade eine Chiffre, jeder Platz eine Bühne, jeder Schatten ein Abgrund.

Man könnte ihm vorwerfen, dass er die Grenzen zwischen seriöser Wissenschaft und kühner Spekulation bisweilen mit allzu leichter Hand verwischt. Doch gerade in dieser Grenzüberschreitung liegt der Reiz. Brown schreibt, als hätte er das alchemistische Geheimnis selbst entdeckt: die Verschmelzung von Fakten und Fiktionen zu einer literarischen Goldlegierung, die glänzt, auch wenn sie nicht in jedem Moment standhält.

Und natürlich dürfen sie nicht fehlen: die Verfolgungsjagden, die Enthüllungen, die plötzlichen Wendungen, bei denen dem Leser der Atem stockt. „The Secret of Secrets“ ist kein Buch, das man gemütlich bei Tee und Kaminfeuer liest, es ist ein Buch, das man verschlingt, das einen in fiebriger Erwartung durch die Seiten jagt.

Bleibt also nur festzuhalten: Dan Brown hat den Zeitgeist einmal mehr aufgespießt, zwischen Transhumanismus, Todesfurcht und dem uralten Traum vom ewigen Leben. Wer die intellektuelle Rasanz liebt, die gepaart ist mit dem Schauder des Thrillers, der wird dieses Werk nicht aus der Hand legen wollen.

Und doch, während man die letzte Seite umblättert, stellt sich jene unvermeidliche Frage: Wann kommt die Verfilmung? Denn Brown schreibt nicht nur Romane, er schreibt bereits das Drehbuch fürs Kino unserer Sehnsüchte.




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Veröffentlicht am 4. Oktober 2025