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Buchkritik -- Charles den Tex -- Repair Club

Umschlagfoto, Buchkritik, Charles den Tex, Repair Club, InKulturA John Antink ist im Ruhestand und betreibt mit drei Freunden einen Reparaturclub, in dem sie kaputte Geräte, Toaster, Nähmaschinen und andere von ihren Kunden nur ungern zu ersetzende Dinge reparieren. Während seines Berufslebens war er Chef des niederländischen Geheimdienstes, ein Mann also, der noch viele Geheimnisse kennt und berufsbedingt einige Leichen im Keller hat.

Einmal Agent, immer Agent und so steht eines Tages ein Mann vor ihm, richtet eine Waffe auf John und gibt ihm eine kaputte Schreibmaschine „Made in DDR“. Ein altes Robotronerzeugnis, das, wie auch Computer und viele andere Elektrogeräte, damals in Dresden produziert wurde.

Die Vergangenheit wird auf einmal wieder sehr präsent, denn an seine Zeit in Dresden erinnert sich Antink nicht gerne, ist doch damals etwas arg aus dem Ruder gelaufen.

Während er die DDR-Schreibmaschine zerlegt, findet er einen Zettel, der ihn genau in die 1980er Jahre, die Zeit des Kalten Krieges, zurückversetzt und er und der Repair Club wieder einmal ein Problem lösen muss.

Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven und Epochen erzählt. Nicht nur das aktuelle Leben von John und seiner Frau, die seit Jahren daran gewöhnt ist, dass ihr Mann manchmal monatelang abwesend ist, und seine Tätigkeit von vor vierzig Jahren hinter dem Eisernen Vorhang.

Als wenn das noch nicht reichen würde, wird er von seiner Nachfolgerin Alisha Calder, eine Frau, die aufgrund ihrer Hautfarbe von ihrem Vorgesetzten mit großen Ressentiments behandelt wird, wieder reaktiviert, denn sie braucht ihn für die Lösung eines Problems im Nahen Osten, in das augenscheinlich die niederländische Regierung involviert ist.

Herausgekommen ist ein vielschichtiger Spionagethriller, der tief in die Machenschaften der Geheimdienste führt. Nichts, aber auch gar nichts, ist so wie es den Anschein hat. Lügen, Verstellungen und wechselnde Loyalitäten sind das alltägliche Geschäft.

Es prallen auch zwei verschiedene Arbeitsmethoden aufeinander. John Antink ist ein Mann der alten analogen Schule. Akten, Papier und tote Briefkästen waren und sind sein Metier. Calder dagegen ist fest in der digitalen Welt verankert und mithilfe ihres Teams von Computerspezialisten arbeitet sie auf ihre eigene Weise.

Wenn eines die Arbeit der Geheimagenten beschreibt, dann dürfte das die Abwesenheit von Emotionen sein. Ein Job ist ein Job und muss erledigt werden. So ist es nicht überraschend, dass Charles den Tex seinen Helden gerade dann scheitern lässt, wenn er Gefühle für Menschen entwickelt.

Der Autor führt seine Leserinnen und Leser zurück in die Achtzigerjahre und die dunkle Zeit der letzten Jahre des Kalten Krieges. Er gibt sogar eine kleine Geschichtsstunde über Den Haag, Dresden und die Spionageaktivitäten russischer und ostdeutscher Spione sowie den niederländischen Part dabei.

Die Handlung ähnelt einer Zwiebel, bei der man immer wieder eine neue Schicht abzieht, um zum Kern vorzudringen. Oder sollte man, angesichts dessen, dass es auch die Figur eines jungen russischen Geheimagenten gibt, der in Dresden seine erfolgreiche Karriere begann, nicht besser von einer Matrjoschka Puppe sprechen?

„Repair Club“ ist ein spannender Spionagethriller, dem die Leserinnen und Leser stets voller Aufmerksamkeit folgen müssen, um bei den vielen unerwarteten Wendungen nicht den Faden zu verlieren.

Es lohnt sich!




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 11. April 2024