Buchkritik -- Gerd Schultze-Rhonhof -- Der Krieg, der viele Väter hatte

Umschlagfoto  -- Gerd Schultze-Rhonhof  --  Der Krieg, der viele Väter hatte Eines der großen historischen Dogmas ist die Postulierung der deutschen Alleinschuld an beiden Weltkriegen. Sowohl der Erste, als auch der Zweite Weltkrieg wurde, so die historische Kernaussage, durch deutsche Kriegstreiberei und Dominanzstreben ausgelöst. Diese These hat sowohl in sämtliche Schul- und Lehrbücher, als auch in die historische Forschung Eingang gefunden und führt dort ein aufklärungsresistentes Eigenleben. Wer als Historiker diese These einer genaueren Prüfung unterziehen will, der stellt sich gegen den geschichtswissenschaftlichen Mainstream und seine berufliche Zukunft ist zumindest stark gefährdet.

Doch die Allianz des Verschweigens und Verdrängens scheint sich langsam aber sicher aufzulösen. Einer der daran einen großen Anteil hat ist Gerd Schultze-Rhonhof. Sein Buch Der Krieg, der viele Väter hatte zeigt eine, von allen anderen geschichtswissenschaftlichen Publikationen abweichenden Verlauf der Geschichte. Keine Zweifel besteht natürlich am Verlauf des Zweiten Weltkriegs, nur sind die Fakten, die zu seiner Auslösung führten andere als es die etablierte Geschichtsforschung bisher behauptete.

Der Autor betrachtet die deutsche Geschichte zwischen 1919 und 1939 nicht isoliert, sondern im gesamteuropäischen Kontext. England als ehemalige Weltmacht, deren Bestreben es immer noch war für eine "Balance of Power" in Europa zu sorgen. Frankreichs Rivalitäten mit Deutschland in Bezug auf Elsaß-Lothringen und das gespannte Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland führten zu langwierigen Interessenkonflikten. Nationale Rivalitäten und das Bestreben ständig die eigene Position zu verbessern, sorgten für endlose Konflikte. Kein europäischer Staat war zu einer überegionalen Führungsrolle fähig. Die USA verhielten sich lange Zeit neutral und Rußland begann erst seine expansiven Kräfte zu formieren.

Dieser verstärkte Nationalismus jedes europäischen Staates führte zum Ersten Weltkrieg, nach dessen Beendigung Deutschland die Alleinschuld zugesprochen bekam. Der Vertrag von Versailles legte mit seinen ungerechtfertigten Reparationsforderungen zudem den Grundstock für den zweiten globalen Waffengang. Deutschland war nach dem Ende des Ersten Weltkriegs dazu bereit seinen Teil der Forderungen zu erfüllen. Da sich alle anderen Vertragsunterzeichner ebenfalls dazu verpflichteten ihre Truppenstärke zu reduzieren, dies aber niemals realisiert haben, fühlte sich auch Deutschland nicht mehr an diese Obergrenzen gebunden. Schultze-Rhonhof zeigt in seinem Buch sehr deutlich die Widersprüchlichkeiten der damaligen europäischen Politik. Der einzige Nationalstaat, der sich getreu an den Wortlaut und die Vereinbarung des Versailler Vertrags gehalten hatte, war Deutschland. England verstärkte seine Flotte, Frankreich neben seinem Heer auch seine Luftwaffe und Polen hatte aufgrund gegebener Beistandsversprechen gar Großmachtträume. Die USA, obwohl durch Volkswillen neutral, steuerte unter der Führung durch Franklin Delano Roosevelt zielstrebig auf eine Auseinandersetzung mit Deutschland zu. Auf dieser kleinen, aber permanenten gepflegten Flamme köchelte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor sich hin.

Gerd Schultze-Rhonhof zeigt dem Leser in seinem Buch eine andere Geschichte, als in Schulbüchern und wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu lesen ist. Er bestreitet nicht die Verbrechen des Nationalsozialimus, aber er bleibt objektiv und fair. Von einer deutschen Alleinschuld kann keine Rede sein. Zu groß war die allgemeine Kriegslüsternheit und zu viele Nationen waren nicht bereit die Bedingungen des Vertrags von Versailles zu erfüllen.

Wer sich nie mit der Deutschen Alleinschuldthese abfinden wollte, findet in diesem Buch viele Beweise, die dagegen sprechen. Da Deutschland zudem nach den Nürnberger Prozessen verpflichtet wurde die Geschichtsschreibung der alliierten Siegermächte unter Führung der USA zu übernehmen und zu lehren, ist es kein Wunder daß nur wenige Menschen in Deutschland die Wahrheit kennen. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre in unseren Schulen werden.




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