Kurz nach der Wiedervereinigung kam ein Buch auf den Markt, das sich mit den Deutschen Vergangenheitsbewältigungen beschäftigte. Der Plural wird an dieser Stelle benutzt, um darauf aufmerksam zu machen, das die Deutsche Nation zwar wie alle anderen Völker auch nur eine Vergangenheit besitzt, doch zwei verschiedene, sich diametral gegenüberstehende Interpretationsweisen.

Die eine besagt, das die Deutsche Teilung nach dem Ende des Krieges die verdiente Strafe für die Verbrechen des Nationalsozialismus war. Aus diesem Grund muß das Deutsche Volk in Zukunft immer an seine Verbrechen erinnert werden. Eine Normalisierung der Verhältnisse zu anderen Staaten verbietet sich deshalb und auf ewig sollen Deutsche Bürger die Schande der im Namen des Nationalsozialismus verübten Verbrechen sühnen.

Die andere Interpretation besagt, das auch das Deutschen Volk ein Recht darauf hat, Geschichte als das zu betrachten was sie ist, nämlich vergangen. Eine Kollektivschuld läßt sich aus den Schrecken des Faschismus nicht ableiten.

Aus diesen beiden unterschiedlichen Polen bezogen sämtliche historischen Diskurse ihre Argumente. Einerseits die "ewige" Schuld, andererseits das Recht der Deutschen auf eine geschichtliche Entwicklung.

Zehn Jahre nach dem Erscheinen des Buches von Rolf Stolz "Der Deutsche Komplex" kann man sagen, daß sich das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte, im Gegensatz zu den wiedervereinigten Staaten, immer noch nicht vereint hat. Immer noch gibt es die zwei entgegengesetzen Argumentationen, immer noch ist den Deutschen ihre eigene Geschichte suspekt bis peinlich.

Stolz hat in seinem Buch bewiesen, das Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg immer ein Spielball der Interessen der Allierten gewesen ist. Russische, Amerikanische, Englische und Französiche Interessen hatten den Vorzug. Allen gemeinsam war, das sie Deutschland klein und machtlos halten wollten. Morgenthau-Pläne gab es auf jeder allierten Seite.

Nach der Deutschen Teilung wurde die beiden Deutschen Staaten der Spielball der Interessen der amerikanischen und der russischen Seite. Eine gemeinsame Geschichtsinterpretation konnte aufgrund dessen nicht mehr stattfinden. Beide, Amerikaner und Russen, ideologisierten die Historie und verfälschten sie damit.

Stolz gelang es sehr kompetent darauf hinzuweisen, das alle die Dinge, welche Deutschland vom internationalen Tribunal vorgeworfen wurden, ebenfalls von anderen Staaten verübt worden sind. Völkermord und Vertreibung sind (leider) keine singulären Phänomene, sondern Begleiterscheinungen der menschlichen Geschichte. Daraus eine Alleinschuld einer Nation, oder eines Volkes abzuleiten ist falsch. Genauso falsch ist es natürlich Kriegsverbrechen gegeneinander aufzurechnen. Einzig die exakte Quellenanalyse entscheidet über geschichliche Fakten.

Hier gelten bis heute Tabus, an denen nicht gerüttelt werden darf. Es interessiert nicht die historischen Wahrheit, sondern die überlieferte "Verdammungstradition" der ausländischen "öffentlichen Meinung". Kein Deutscher Politiker hat es bisher gewagt, dagegen Stellung zu beziehen. Rolf Stolz drückte es bei der Veröffentlichung seines Buches deutlich aus, daß nur die Identifikation mit der eigenen Geschichte, egal welcher Art sie gewesen sein möge, dazu beitragen kann, in der Gegenwart aktiv dafür zu sorgen, das aus Fehlern der Vergangenheit, keine Tragödien in der Gegenwart oder in der Zukunft werden können.

Diese Diskussion darüber ist in Deutschland leider immer noch nicht begonnen worden.