Buchkritik -- Josef Schmid -- Die Moralgesellschaft

Umschlagfoto  -- Josef Schmid  --  Die Moralgesellschaft Die Frage nach dem Wesen und nach der Begründung von politischen Entscheidungen ist immer auch eine Frage nach den machbaren Möglichkeiten. Faktenanalyse, Abwägung aller sachrelevanten Argumente und letztlich eine Entscheidung die das Resultat einer nüchternen Überlegung ist. So sollte das politische Tagesgeschäft aussehen.

Daß dem nicht so ist, weist Josef Schmid in seinem Buch "Die Moralgesellschaft" nach. Ausgehend von der These, daß Politik immer Realpolitik sein sollte, kritisiert der Autor zu recht die aktuelle politische Landschaft und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Bundesdeutsche Politik ist, so Schmid, Ausdruck einer Moralvorstellung einer bestimmten kleinen, aber einflußreichen Lobby geworden.

Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme fehlte einer ganzen Kaste von Intellektuellen das Feindbild. Der Kapitalismus hatte über den Kommunismus gesiegt.Es gab kein wie auch immer geartetes "Paradies der Werktätigen" mehr. Der Zusammenbruch offenbarte erst die wahren Probleme und die menschenverachtende Politik des Kommunismus.

Von einem Tag auf den anderen nun aller Illusionen beraubt, warfen sich ganze Scharen von ehemals mit Sozialismus und Kommunismus liebäugelnden Intellektuellen, (wohlgemerkt, es waren Intellektuelle, die durchaus die üppigen Alimentationen des bundesdeutschen Beamtentums zu schätzen wußten), auf die deutsche Vergangenheitsbewältigung. Der von Deutschland begonnene 2. Weltkrieg und die Verbrechen des Nationalsozialismus wurden ideologisch transformiert und zu einem immerwährenden Schuldbekenntnis geformt, welches heute bis in die aktuelle Tagespolitik hineinreicht.

Die eingebildete und unrealistische Furcht vor einer Wiederholung des damaligen Schreckensregimes führte dazu, daß nationale Politik seit dem Jahr 1989 vor allen darin bestand, gebetsmühlenartig die These vom agressiven Deutschen zu wiederholen. Die einzige Möglichkeit diese Agressivität zu unterbinden bestand darin - in der politischen Theorie - diese Deutschen nicht mit sich allein zu lassen. Die Grundlage für die mehr oder weniger kontrollierte Einwanderung nach Deutschland wurde somit gelegt.

An dieser Stelle setzt die Kritik von Josef Schmid ein. Der Inhaber des Lehrstuhls für Bevölkerungswissenschaft an der Universität Bamberg gibt eine schonungslose Analyse des gegenwärtigen politischen Mainstreams. Die aktuelle Politik ist geprägt von moralischen Vorstellungen und hat mit den Bedürfnissen eines Staates, der auf neue Herausforderungen ökonomischer und gesellschaftlicher Art reagieren muß, nicht das geringste zu tun.

Gefangen in der sinnlosen Debatte darüber, wie die deutsche Vergangenheit - Deutsche Geschichte wird auf die wenigen Jahre des Nationalsozialismus reduziert - gesühnt werden kann, verharrt Deutschland in einer Agonie, die dazu führt, daß die eigentlichen Probleme der Zukunft nicht gelöst werden können. Zu sehr ist die politische Kaste mit sich selber und den immerwährenden Demutsbekundungen beschäftigt.

Was für den unbedarften Leser vielleicht auf den ersten Blick aussieht, wie ein Buch aus dem rechten ideologischen Spektrum, ist in Wahrheit eine dringende Mahnung an die Politiker, zu ihrem eigentlichen Tagesgeschäft zurückzukehren und sich auf die Lösung der Probleme zu konzentrieren, welche die Zukunft bringt. Für Schmid sind wir gefangen in einer Moralgesellschaft, von der einige Staaten zwar profitieren, von denen Deutschland ansonsten jedoch nur ein mitleidiges Lächeln erntet.

Dezidiert weist er die Folgen einer nahezu ungehinderten Einwanderung in Form von Familiennachzug und großzügigem Asylrecht nach. Die dadurch entstehenden Kosten durch großzügig bemessene Sozialhilfe sind astronomisch und von der Volkswirtschaft nicht mehr zu tragen. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Weltfremdheit unserer Politiker. Ihnen wirft Schmid vor keine Ahnung von wirtschaftlichen Tatsachen zu haben, denn sie waren niemals Teilnehmer in produktiven Prozessen.

Fernab jeglicher Ideologie zeigt Schmid an einigen Beispielen, was in der aktuellen Politik falsch läuft und warnt vor den Konsequenzen. Meine Befürchtung ist jedoch, daß gerade diejenigen, über die dieses Buch geschrieben wurde, es nicht lesen werden, weil es dem politischen Mainstream wiederspricht.




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