Buchkritik -- Brigitte Boothe/Eckhard Frick -- Spiritual Care

Umschlagfoto, Buchkritik, Brigitte Boothe, Eckhard Frick, Spiritual Care , InKulturA Wenn der Mensch sich seiner Endlichkeit und seiner begrenzten Verweildauer in dieser Welt bewusst wird, drängen Fragen nach dem Warum und Wohin mit einer Macht ins Bewusstsein, die keinen Aufschub, kein Zurückweichen und Verschieben auf Morgen mehr erlaubt.

Entgegen des wissenschaftlichen Materialismus und des philosophischen Reduktionismus, die beide die Existenz einer Seele verneinen, ist sie es, die menschliche Resonanzfähigkeit erst ermöglicht, ja den Menschen erst zum Menschen macht. Sie ist es aber auch, die, gerade in Krisenzeiten wie Krankheit oder nahendem Lebensende, Mut und Zuspruch, Hilfe und Zuwendung benötigt, um sich der nun existenziell immer drängenderen Fragen zu stellen.

"Spiritual Care" von Brigitte Boothe und Eckhard Frick zeigt zwischen den Polen Lebenseintritt und Hinübergehen Beispiele von Hilferuf und Hilfestellung in Momenten radikaler Einsamkeit und Lebensüberdruss. Der große Bogen zwischen Geburt - Boothe/Frick: "Es sind die Eltern, die dem Kind seelisches Leben zuschreiben" - und Lebensende ist eigentlich bereits die Vorbereitung auf die Zeit, in der das Individuum Bilanz zieht, Bilanz ziehen muss angesichts des Unvermeidlichen.

Dazu braucht es, so Autor und Autorin, kompetente und einfühlsame Hilfestellung. Dabei steht natürlich der letzte Lebensabschnitt im Fokus der Aufmerksamkeit. Freunde und Verwandte, ganz schlimm, die eigenen Kinder sind verstorben und eine die Lebenskräfte zerstörende Leere ergreift Besitz vom Menschen. Der Grat zwischen Melancholie und Depression ist schmal und bedarf beim helfenden Gegenüber ein besonderes Maß an Sensibilität und Empathie.

Spiritual Care als wissenschaftliche Disziplin arbeitet an der Schnittstelle von Medizin, Theologie und Krankenhausseelsorge, doch Brigitte Boothe und Eckhard Frick erweitern die Grenze und beziehen die gesamte Zeitachse des Individuums in ihre Untersuchung ein. Geburt und Tod sind Übergänge, die bei ersterem durch – hoffentlich – liebevolle Eltern unterstützt werden und bei letzterem durch – hoffentlich – kompetente medizinische, psychologische und spirituelle Begleitung.




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Veröffentlicht am 28. Mai 2017