Buchkritik -- Mary Beard -- SPQR

Umschlagfoto, Buchkritik, Mary Beard, SPQR, InKulturA Der erste Gedanke: nicht noch ein Buch über die Geschichte Roms. Doch die weitere Lektüre macht schnell deutlich, dass Mary Beard einen vollkommen anderen Weg beschreitet, als ihre Kollegen der Historikerzunft. So beginnt die Autorin, chronologisch irritierend, doch im weiteren Verlauf mit durchaus logischer Stringenz, mit der Catilinarischen Verschwörung und entwickelt daraus das, was man in Zukunft römische Geschichte nennen wird.

Mit dieser Verschwörung entscheidet sich, so jedenfalls Mary Beard, auf Jahrhunderte hinaus das historische Schicksal Roms. Hier, im Sieg Ciceros über seinen politischen Kontrahenten Catilina ist der Ursprung des Untergangs der Republik zu verorten, aber auch die Tragik, dass im Endeffekt all das, was Cicero bewahren wollte, zerstört wurde.

Nachdem die Autorin dieses für die Entwicklung Roms überaus wichtige Ereignis abgehandelt hat, wendet sie sich den Anfänger Roms, die immer auch den Charakter des Mythischen besitzen, zu. Wenn auch, wie Beard es zugibt, die Quellenlage bezüglich der Gründung Roms und seiner Entwicklung defizitär ist, so ergibt sich doch in schlüssiges Bild über das Gefühl ein Römer zu sein.

Rom, das war auch immer eine Weltanschauung, die sich je nach Lage der Zeit veränderter. Rom, das waren aber auch nicht ausschließlich einzelne Personen oder gar Kaiser, egal wie verrückt, entrückt oder dekadent, Rom das war eine historische Attitüde, die immer auch genug Platz ließ für überraschende Entwicklungen.

Ist der Einstieg in das Thema für den Leser eine Überraschung, so ist der Schluss des Buches nicht weniger unerwartet. Beard beendet ihre Untersuchung mit der Constitutio Antoniniana, die Schenkung der vollen Bürgerrechte an die Bürger des Reiches. Doch genauso historisch zwiespältig wie ihr Einstiegsthema ist, liegt auch hier der Ursprung für den letztendlich stattfindenden Untergang Roms.

"SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms" ist ein fesselndes Buch, auch und gerade für den historisch nicht so bewanderten Laien, das die Geschichte Roms unter einem Aspekt betrachtet, der viel Platz lässt für die Entwicklung dieses Weltreiches, die vor allem durch seine Bürger, deren Alltag, Intrigen und Exzesse, die die Autorin meisterhaft in ihre Untersuchung einwebt, bestimmt wurde.




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Veröffentlicht am 5. Januar 2017