Sune Persson / Rettung im letzten Augenblick -- Åke Svenson / Die Weißen Busse

Umschlagfoto  -- Im Frühjahr 1945 befand sich der Zweite Weltkrieg in seiner Endphase. Die Alliierten rückten an allen Fronten vor und das nationalsozialistische Regime stand kurz vor seiner Zerschlagung. Der lange propagierte "Endsieg" erwies sich als ein zusammenfallendes Kartenhaus und die Absetzbewegungen von Parteigrößen waren in vollem Gang. Einer der sich, in Verkennung der realen Situation, darum bemühte, seinen politischen Einfluss angesichts des vorhersehbaren Zusammenbruchs zu retten war Heinrich Himmler. Der "Reichsführer SS" war der irrigen und aberwitzigen Meinung, sich den westlichen Alliierten nach dem Kriegsende als "gestaltende Kraft" andienen zu können.

Himmler, der wohl schon seit 1944 nicht mehr an den Erfolg der deutschen Kriegsführung glaubte, war dann auch einer der Hauptbeteiligten an den geheimen Verhandlungen, die u. a. zwischen Schweden und dem Deutschen Reich stattfanden und die die Rückführung von skandinavischen KZ-Häftlingen zum Ziel hatten. Diese humanitäre Aktion ist ebenfalls eng mit dem Namen Graf Folke Bernadotte verbunden. Der damalige Präsident des Schwedischen Roten Kreuzes war die treibende Kraft hinter der Freilassung von 17500 Gefangenen.

Der Landt-Verlag hat jetzt zwei schwedische Bücher zu diesem Thema ins Deutsche übersetzen lassen und sie zusammen mit dem "Trosa-Memorandum" von Walter Schellenberg, der gegen Ende des Dritten Reiches den Auslandsgeheimdienst der SS leitete, in einem Band veröffentlicht. Aus welchem Grund der Verlag die Erinnerungen Schellenbergs zusammen mit den beiden anderen Büchern Rettung im letzten Augenblick von Sune Persson und Die Weißen Busse von Åke Svenson herausgegeben hat, erfährt der Leser durch die einleitenden Bemerkungen des Historikers Stefan Scheil in Bezug auf Schellenbergs Memorandum.

Walter Schellenberg, der sich in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen als Zeuge zur Verfügung gestellt hatte, überstand die Verhandlungen halbwegs unbeschadet. Seine Erinnerungen sind, Stefan Scheil schreibt es, ohne Zweifel der Versuch einer Selbstverteidigung, bieten aber auch eine interessante Sicht auf die Handlungen Himmlers gegen Ende des Krieges.

Sune Persson schildert in seinem Buch Rettung im letzten Augenblick die diplomatischen Bemühungen von Graf Folke Bernadotte um die Freilassung von skandinavischen Gefangenen. Der in diesem Zusammenhang oft gegen Bernadotte erhobene Vorwurf, er habe erst spät seine Aufmerksamkeit auch auf die Freilassung von jüdischen KZ-Häftlingen gelenkt, wird von Persson mehr als einmal entkräftet. Auch verschweigt Persson nicht die im Hintergrund stattfindenden politischen und diplomatischen Differenzen zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen bezüglich der Mitsprache bei dieser Rettungsmission.

Die Weißen Busse von Åke Svenson ist ein Zeitzeugenbericht eines Leiters dieser Konvois. Seine Erinnerungen an die Ereignisse sind dann auch mehr als einmal sehr emotional. Wer will das in Anbetracht der damaligen Ereignisse kritisieren? Beide Bücher berichten natürlich aus schwedischer Sicht und so wird der Leser schnell bemerken, dass, obwohl am Gelingen der Transporte auch zahlreiche Deutsche beteiligt gewesen sein müssen, diese jedoch nicht erwähnt werden und im Dunkel der Geschichte verbleiben.

Daraus jedoch einen Vorwurf zu formulieren, geht wohl, geschuldet den intensiven und gelegentlich auch schrecklichen Erlebnissen gerade im Hinblick auf Svensons Schilderungen der Fahrten durch ein bereits zerstörtes Deutschland, etwas zu weit.

Es ist dem Landt-Verlag zu verdanken, dass mit diesem Buch an ein nahezu unbekanntes Unterfangen in den letzten Kriegstagen erinnert wird.




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