Buchkritik -- Victor / Victoria Trimondi -- Krieg der Religionen

Umschlagfoto  --  Victor / Victoria Trimondi  --  Krieg der Religionen Weltweit ist das Phänomen zu beobachten, daß in allen Religionen die fundamentalistischen Einflüsse zunehmen. In den großen monotheistischen Religionen, dem Judentum, dem Islam und den Christentum sind Bestrebungen im Gange, sich auf den Endzeitkampf vorzubereiten. Für sich allein genommen bedeutet diese Tatsache noch keine Gefahr. Da jedoch ebenfalls eine immer engere Bindung von Religion mit dem tagespolitischen Geschäft stattfindet, muß man den eschatologischen Vorstellungen der jeweiligen Religionen große Beachtung schenken.

Victor und Victoria Trimondi haben diese Endzeitvorstellungen in ihrem Buch Krieg der Religionen untersucht und kommen zu erschreckenden Ergebnissen. Allen großen Religionen liegt eine ähnliche, wie sie es ausdrücken, apokalyptische Matrix, zugrunde. Der letzte Kampf, Armageddon, die letzte Schlacht wird zunehmend von religiösen Fanatikern beschworen und hat bereits Eingang in die internationale Politik gefunden. Der US-amerikanischen Präsident sprach in Bezug auf den Irak-Krieg von einem Kreuzzug gegen das "Böse". Die Rhetorik islamischer Fundamentalisten verweist auf den Dschihad, dem Kampf gläubiger Muslime gegen Andersgläubige. Parallel dazu gibt es auch im fundamentalistischen Judentum die Bestrebungen den letzten Kampf herbei zu führen.

Im Brennpunkt der drei von den Autoren untersuchten Religionen steht der Tempelberg in Jerusalem. Jede dieser monotheistischen Religionen bezieht ihre Endzeitvorstellung auf diesen Ort. In jeder dieser drei Vorstellungen findet der letzte Kampf in Israel statt. Dies allein könnte man mit einem Achselzucken abtun und behaupten, daß sich die Vorstellungen und Phantasien von einigen Wenigen und damit nicht weiter bedenklich. Die Autoren zeigen in ihrem Buch jedoch, welchen gefährlichen Einfluß diese Leute bereits jetzt auf die Politik besitzen. Fundamentalistische Christen in den USA, endzeitfixierte Thora-Interpreten und fanatische Moslems bestimmen längst die politische Rhetorik, in der auch offen mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gedroht wird.

Diese apokalyptische Matrix, die Heil- und Endzeitvisionen, vereinigt auf geradezu perverse Weise sowohl die Christliche Rechte in den USA, als auch den Religiösen Zionismus in Israel und den Revolutionären Islamismus. Victor und Victoria Trimondi legen umfangreiche Textbelege aus allen drei Religionen vor, die bereits Eingang in die politischen Rhetorik gefunden haben.

Das Buch besticht sowohl durch die überaus umfangreichen Textbelege, als auch durch seine Aktualität. Der Karikaturenstreit ist z. B. eine der Erscheinungsformen dieses Krieges der Religionen. Fanatische Selbstmordattentäter und fundamentalistische TV-Prediger in den USA haben, so die Autoren, mehr gemeinsam als man aufgrund der unterschiedlichen Glaubensvorstellungen annehmen möchte.

Krieg der Religionen ist ein wichtiges Werk zum Verständnis der, allen Religionen gemeinsamen, apokalyptischen Matrix. Die Autoren betonen sehr deutlich, das es zwischen den Religionen keine, wie von "Dialog-Verfechtern" betonten, Gemeinsamkeiten des Friedens und der Harmonie gibt. Victor und Victoria Trimondi zeigen zurecht, daß es kein "Weltethos", wie es Hans Küng betont, gibt. Jede Religion hat in ihrem Endzeitkampf die "Anderen", die "Ungläubigen" als Gegner.

Die von den Autoren als möglicher Weg aus der Krise beschriebene Kritik der jeweiligen Religionen an sich selber, dürften allerdings nicht nur Pessimisten als unrealistisch betrachten




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