Buchkritik -- V. J. Becker -- Gottes geheime Gedanken

Umschlagfoto  -- V. J. Becker  --  Gottes geheime Gedanken Urknall, Gott, Taoismus, Buddhismus, Relativitätstheorie, Quantenmechanik, morphogenetische Felder, sind nur einige Aspekte, welche Volker Becker in seinem Buch Gottes geheime Gedanken streift. Er versucht darin, eine Synthese zwischen moderner Physik und östlicher Mystik zu erreichen.

Der Leser bekommt sowohl einen Schnellkurs in Quantenphysik, als auch eine kurze Einführung in die Theorien von Sheldrake, Bohm und Jung. Das Buch ist ein Parforceritt durch alle gängigen Thesen über Gott und die Welt. Darin liegt einerseits dessen Stärke - Becker stellt Fragen, die einer Beantwortung noch entgegensehen, andererseits aber stellt es den Leser vor große Probleme, der nicht über das, zweifelsohne enorme, Wissen des Autors verfügt.

Wie war das nun mit dem Urknall? Könne wir uns vorstellen, daß es vorher weder Raum noch Zeit gab? Wie ist es um das Nichts bestellt? Die Antworten der östlichen Mystik darauf sind eindeutig. Erst der Geist schafft sich Materie, Zeit und Raum. So weit entfernt von den Aussagen der modernen Physik ist das nicht, die ja ebenfalls festgestellt hat, daß es der Beobachter ist, der über den Ausgang eines mikrokosmischen Experiments ist.

So ist denn die Quintessenz dessen, wie es der Autor sagt, ein pantheistischer Idealismus. Der Geist erschafft alles und manifestiert sich in allem. Diesen Geist könnte man Gott nennen. Er ist überall und ist alles. Kosmos, Schöpfung und Bewußtsein vereinen sich in ihm.

Es gelingt Becker trotz des Tempos, daß er anschlägt, einen großen Bogen um unsere existentiellen Fragen zu ziehen, ohne in esoterische Schwärmereien zu geraten. Ohne falsches Pathos zeigt er dem Leser viele Möglichkeiten des Seins auf. Moderne Physik begegnet östlicher Philosophie auf gleicher Augenhöhe.

Intelligent Exkurse über Zeitreisen, Telekinese und Telepathie runden den sympathischen Eindruck dieses Buches ab. Gottes geheime Gedanken stellt mehr Fragen, als es Antworten liefert. Becker erscheint nicht als allwissender Guru, der seine Weisheit unter das Volk streuen will, sondern sein Buch fordert die intensive Auseinandersetzung geradezu heraus. Vielleicht kommt man ja auf diese Weise Gottes geheimen Gedanken wirklich auf die Spur.




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