Buchkritik -- Ulrich Völklein -- Geschäfte mit dem Feind

Umschlagfoto  --  Ulrich Völklein  --  Geschäfte mit dem Feind Die Verstrickung von deutschen Unternehmen in die Politik des Nationalsozialismus ist bekannt. Die Liste dieser Firmen liest sich wie ein "Who is Who?" der deustchen Industrie. Doch ohne Beteiligung von ausländischen Firmen wäre es niemals möglich gewesen, das diese Verstrickungen ein so großes Ausmaß angenommen haben. Ulrich Völklein legt mit seinem Buch Geschäfte mit dem Feind eine Dokumentation über diese wirtschaftlichen Zusammenhänge vor.

So richtig gelungen ist dies jedoch leider nicht. Wirbt doch der Klappentext dieses Buches mit der Freigabe von bislang gesperrten Aktenbeständen des Washingtoner Nationalarchivs. Sie sollen diesen Teil der deutsch-amerikanischen Beziehungen dokumentieren. Diesem Anspruch wird das Buch nicht gerecht. Vieles von dem, was der Autor beschreibt, ist schon lange bekannt: Die Verwicklungen von General Motors, von ITT und der Ford Motor Company. Ohne großzügige finanzielle Beteiligungen von ausländischen Firmen und ausländischem Kapital wäre es der deutschen Wirtschaft nicht gelungen, in so kurzer Zeit so massiv aufzurüsten.

Folgt man der Argumentation von Völklein, so ist es unverständlich, warum die USA den Krieg gewonnen haben, gingen doch, so der Autor, die meisten kriegswichtigen Produkte, bedingt durch abgeschlossene Verträge mit deutschen Firmen, eben nach Deutschland. Was für ein Wunder, das noch etwas für den Kriegsteilnehmer USA übrig geblieben ist.

Interessant wäre die Frage gewesen, weshalb sich die US-amerikanischen Firmen dergestalt engagiert haben. Da dies kaum ohne die Kenntnis der Geheimdienste vonstatten gehen konnte, wäre es gut zu wissen, aus welchem Kalkül diese Beteiligungen stattfanden. Zur Klärung dieser Frage genügt ein Blick auf die aktuelle politische Situation. Afghanistan und Irak sind hier die Schlüsselwörter. Beide Staaten wurden noch vor kurzem von den USA protegiert. Nachdem die politischen Entwicklungen sich jedoch nicht in die von den USA gewünschte Richtung bewegt hatten, wurden beide, schon vorher totalitäre und menschenverachtende Systeme, zu Staatsfeinden.

Die Wirtschafts- und Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika sind niemals streng voneinander zu trennen. Im Grunde bedingen sie sich beide. Die Wirtschaftspolitik ist die Fortführung der Außenpolitik mit anderen Mitteln und umgekehrt. Aus diesem Grund ist die wirkliche Geschichte der Allianz des großen Geldes im zweiten Weltkrieg noch gar nicht geschrieben worden. Auch nicht in diesem Buch.




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