Buchkritik -- Andreas Lehmann -- Schwarz auf Weiß

Umschlagfoto, Buchkritik, Andreas Lehmann, Schwarz auf Weiß, InKulturA Da ist einer, Martin Oppenländer ist sein Name, der will endlich raus aus dem normalen Erwerbstrott, rein in die Freiheit selbst bestimmter Tätigkeit. Etwas Sinnvolles beginnen, Gesundheitsmanagement sogar. Dann, er hat noch nicht einmal begonnen, keine Kunden akquiriert, nur lose, nichts versprechende Kontakte geknüpft, da schlägt der amtlich verordnete Stillstand zu; fast satirisch, die Volksgesundheit ist in Gefahr. Kein Geld, wenig Kommunikation, die neue Situation, nicht einfach auch für jemand wie Martin, dessen Notizbücher stellvertretend für sein Leben stehen.

Auf einmal, mitten in der Zeit gestellter Anträge auf Überleben, der Anruf einer Frau, schon längst aus dem Gedächtnis getilgt, die Martin vor Jahren anlässlich einer Messe kennengelernt hatte. Das übliche Verfahren, damals, als Kontakt noch die Möglichkeit der Begegnung evozierte, Tausch der Telefonnummern, erfüllt mit dem Vielleicht eines Miteinander.

Erst widerwillig, peinlich berührt über das Vergessen derjenigen, die jetzt am anderen Ende die Vergangenheit aufwühlt, dann aber, nach weiteren Anrufen, fast ersehnend, Rückfragen, Rückschau auf das eigene Leben. Wenn schon die Gegenwart stillsteht, dann eben zurück in die Vergangenheit, auch zur Verortung der Gegenwart.

Andreas Lehmann seziert mit feiner Feder ein Leben im Stillstand, das, da die Zukunft fragil erscheint, unweigerlich auf die Vergangenheit rekurriert und so wird aus der Kommunikation mit der für Martin Oppenländer immer fremd bleibenden Frau schnell eine Introspektion, ein Abtauchen in eine Zeit, die, noch fließend, Möglichkeiten, persönliche Veränderungen und Entwicklungen versprach.

Auch wenn es für Martin einen beruflichen Hoffnungsschimmer gibt und die Aussicht auf das Ende des erstarrten Lebens besteht, bleibt zum Schluss vielleicht doch nur die Ahnung, dass die Zukunft nicht die sein wird, die er in seinen Notizbüchern fixiert hat.




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Veröffentlicht am 24. Februar 2021