Diese Webseite benutzt keine Cookies!!!.
Atticus Priest kehrt zurück – und mit ihm eine Geschichte, die so dunkel wie fesselnd ist. Sein neuester Auftrag ist ebenso heikel wie moralisch fragwürdig: Er soll alle Hemmungen ablegen und im Dienste seines zahlungskräftigen Klienten, des wohlhabenden Bauunternehmers Frank Green, belastendes Material über dessen Ehefrau Alice beschaffen. Frank, dessen Reputation im Gemeinderat durch Alice’ Enthüllungen über seine Bestechungsversuche erheblichen Schaden genommen hat, sinnt auf Genugtuung. Um sich zu rächen und sich einen Vorteil im anstehenden Scheidungsverfahren zu verschaffen, setzt er sein Vermögen ein und zögert nicht, Atticus in seine illegalen und schmutzigen Pläne einzubinden.
Alice Green, in der virtuellen Welt als Kaltwasserschwimm-Influencerin berühmt, inszeniert sich in Bächen und Flüssen der Umgebung. Mit beharrlicher Überzeugung wirbt sie in ihren zahllosen Videos für wohltuende Gesundheitstipps und Produkte – doch Frank hegt den Verdacht, dass all dies pure Inszenierung ist. Atticus’ Aufgabe besteht nun darin, zu beweisen, dass Alice hinter ihrem idyllischen Auftreten eine reine Schwindlerin ist und ihre angeblichen Wellness-Ratschläge allesamt auf Lügen basieren.
Parallel dazu entfaltet sich ein weiteres, düsteres Kapitel: Eine Clique aus Männern und Frauen, alle Anfang dreißig und seit ihrer Schulzeit unzertrennlich, hütet ein finsteres Geheimnis. Unter ihnen befindet sich Tom, ein ehemaliger Soldat und Alkoholiker. Mit quälendem Gewissen erinnert er sich an einen verhängnisvollen Vorfall, bei dem Chris, ein Mitglied ihrer Gruppe, zu Schaden kam. Toms Reue wächst mit jedem Tag, und er droht, die zwielichtigen Machenschaften seiner einstigen Freunde öffentlich zu machen.
Bald schon überschneiden sich die beiden Handlungsstränge: Alice verschwindet spurlos von ihrem geheimen Drehplatz am Fluss, ihr Auto bleibt unberührt zurück. Gleichzeitig melden Toms Eltern ihn vermisst, nichts weist darauf hin, wo der junge Mann sich aufhalten könnte. Zwei Vermisstenfälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, doch ihre Verbindung ist für Atticus und seine Partnerin Mac, seine ehemalige Vorgesetzte bei der Polizei, bald offensichtlich.
Mark Dawson versteht es erneut meisterhaft, seine Charaktere zu zeichnen und ihre Handlungen in eine dramaturgisch dichte Handlung zu verweben. Jede Szene atmet die Atmosphäre ihrer Schauplätze: den malerischen Fluss, an dem Alice ihre Videos aufnimmt, die Koppel, auf der Connor und Tom aneinandergeraten, und schließlich den abgelegenen Pferdehof von Sam, der als geheime Kommandozentrale der Gruppe dient. Man kann förmlich das eiskalte Wasser spüren und jeden Schritt, den Atticus auf seinen Streifzügen durch die Landschaft setzt, mitgehen. Selbst Bandit, Atticus’ treuer Hund, wirkt hier wie ein liebenswerter Kontrapunkt zu den härtesten Szenen.
Denn so brutal und blutig manche Passagen auch sein mögen – sie sind notwendig, um das gesamte Ausmaß des Bösen zu erschließen und die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Das atemberaubende Finale auf dem Pferdehof setzt dem Thriller die Krone auf und rundet „Und alle Teufel hier“ in einer Weise ab, die an Jean-Paul Sartres Diktum „Die Hölle, das sind die Anderen“ erinnert.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 25. April 2025