Buchkritik -- Jan Assmann -- Achsenzeit

Umschlagfoto, Buchkritik, Jan Assmann, Achsenzeit, InKulturA Der Philosoph Karl Jaspers war nicht der erste, der das Konzept der sogenannten Achsenzeit vorstellte, doch gleichwohl war der in seinem 1949 veröffentlichten Buch „Vom Ursprung und Ziel der Geschichte“ geprägte Begriff der einflussreichste der modernen Geschichtsphilosophie. Um 500 v. Chr. entstanden in China, Mittelasien, Indien und Griechenland Denkschulen, deren religiöse und philosophische Vorstellungen von „Menschheit“ und „Transzendenz“ bis heute prägend sind.

Es waren, wie Jan Assmann es ausdrückt, Begriffe wie „moralischer Universalismus, Transzendenzbezug, höhere Reflexivität“ und eine „über das Mythische hinausgehende systematische und kritische Theoriebildung“, die das Denken von Konfuzius und Laotse, Zarathustra, des indischen Buddhismus und nicht zuletzt der griechischen Naturphilosophen ausmachten.

Bereits seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts lässt sich die von Jaspers aufgestellte Theorie identifizieren und so ist das Buch von Assmann weniger eine Auseinandersetzung mit der, vom Autor kritisch hinterfragten These Jaspers, sondern ein philosophie- und wissenschaftsgeschichtlicher Exkurs bezüglich der Exegese des Begriffs Achsenzeit. Dabei rekurriert Assmann in zwölf chronologisch angelegten Porträtstudien die Wurzeln des Achsenzeit-Konzepts, dessen Ausarbeitung von Jaspers und die kritische Rezeption in der heutigen Wissenschaft.

Erkannten Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron und Jean-Pierre Rémusat als erste europäische Wissenschaftler die Philosophien Zarathustras und Laotses und verglichen sie, wie ihnen nachfolgende Altertumswissenschaftler, mit jenen aus Griechenland und Ägypten, dabei Ähnlichkeiten und Einflüsse östlicher Philosophien auf die europäische Kultur feststellend, wobei die möglichen Verbreitungswege unbekannt sind, so war für Hegel einzig die Kultur Europas maßgeblich und damit Wegbereiter europäischen kolonialen Denkens.

Der Leser sollte allerdings einige Vorkenntnisse besitzen, ansonsten droht die Lektüre aufgrund zahlreicher philosophischer Querverweise etwas unübersichtlich zu werden. Ebenfalls fällt die Abwesenheit etwaiger außereuropäischer Stimmen zum Thema auf.




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Veröffentlicht am 25. Mai 2019