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Buchkritik -- Fred Vargas -- Jenseits des Grabes

Umschlagfoto, Buchkritik, Fred Vargas, Jenseits des Grabes, InKulturA Der nach langer Pause erschienene 10. Band um den eigenwilligen Ermittler und sein nicht minder exzentrisches Team bezieht, wie seine Vorgänger, wissenschaftliche und historische Themen in Adamsbergs Untersuchungen ein. Diesmal ist es die Literaturgeschichte, die der Autorin (Fred Vargas ist ein Pseudonym) den Hintergrund und den Rahmen liefert. In Louviec, einer fiktiven Kleinstadt in der Bretagne, in der Nähe des echten Schlosses Combourg, werden mehrere grausame Morde verübt.

Im späten 18. Jahrhundert war François-René de Chateaubriand (1768–1848) der „berühmte Bewohner dieser Festung“, einer der wichtigsten Vorreiter der literarischen Romantik, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich ihre Blütezeit erlebte. Als zusätzliche Verbindung zur Literaturgeschichte führt Vargas in ihre Erzählung einen fiktiven Nachkommen von Chateaubriand ein, der zufälligerweise den Porträts des berühmten Schriftstellers bis aufs Haar gleicht. In diese Kleinstadtumgebung voller berühmter literarischer Vergangenheit werden Adamsberg und ein Teil seines Pariser Teams geschickt, um die Morde, denen bald weitere folgen werden, aufzuklären.

Als sich angesichts der Wirkungslosigkeit polizeilicher Maßnahmen Frustration im Team breitmacht, rettet Adamsberg den Fall wieder einmal durch seine unkonventionelle Ermittlungsarbeit.

Er legt sich flach auf den „Tisch“ (Originaltitel Sur la dalle) eines Dolmens, ein Megalithgrab aus der späten Jungsteinzeit (4.000–3.000 v. Chr.), das sich in der Nähe der Stadt befindet, um seine verschiedenen „Gedankenblasen“, wie er sie nennt, zu ordnen. Obwohl viele Kollegen Adamsberg für übertrieben exzentrisch halten, können sie nicht leugnen, dass er auf eine lange Erfahrung in der Lösung schwieriger Fälle zurückblickt, obwohl er regelmäßig von den Prinzipien der kartesischen Logik abweicht, die normalerweise polizeiliche Verfahren regeln sollten.

Adamsbergs undisziplinierte, aber letztendlich effektive Methoden, kombiniert mit aufwändigen konstruierten Handlungen und detaillierten historischen Bezügen, machen auch diesmal den Reiz der Romane dieser Autorin aus.

Zugegeben, die Lektüre ist, wie immer bei Vargas, zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, doch wer sich darin eingelesen hat, der wird mit einem Feuerwerk an Originalität und Esprit belohnt.




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Veröffentlicht am 20. Mai 2024