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Daniel Silva führt seinen Protagonisten, den einstigen Chef des israelischen Nachrichtendienstes, zurück an jenen mythischen Schauplatz, an dem die Bestseller-Saga einst ihren Anfang nahm: nach Cornwall. Dort hatte Gabriel Allon den unerträglichen Schmerz über den Verlust seiner Familie zu überwinden versucht und war bald darauf auf den Drahtzieher des verheerenden Terroranschlags gestoßen, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.
In seinem 24. Band lässt Silva seinen Helden, inzwischen als Restaurator tätig und offiziell dem Spionagedienst entschwunden, erneut die Bühne betreten. Jene Leser, die gespannt erhofft hatten, zu erfahren, was Allon während des Gaza-Krieges treibt, werden enttäuscht: Silva nimmt bewusst Abstand von politisch aufgeladenen Schauplätzen. Für Liebhaber seines gesellschaftspolitischen Engagements mag dies eine unerfreuliche Nachricht sein, anderen jedoch eröffnet es den Luxus unbeschwerter Mußestunden.
Der Plot setzt mit dem rätselhaften Tod einer Kunsthistorikerin ein, die sich dem ehrgeizigen Vorhaben verschrieben hatte, ein von den Nationalsozialisten geraubtes Picasso-Gemälde an seinen rechtmäßigen Besitzer zu restituierten. Allon wird von einem alten Vertrauten aus Cornwall in die Ermittlungen hineingezogen, zurück an den Ort seiner Selbstfindung, an dem ihn die Leserschaft erstmals in „Der Auftraggeber" kennenlernte. Wie bereits in „Der Kunstsammler" richtet Silva sein Augenmerk weniger auf Allons blutige Vergangenheit als Auftragsmörder denn auf sein Netzwerk in der glanzvollen Welt der Kunst.
Zwar fehlen die harten Agententhriller-Szenen jener frühen Bände, doch Silva schöpft aus dem Repertoire vertrauter Figuren: die geniale Hackerin und Meisterdiebin Ingrid Johansen, die geheimnisvolle Geigenvirtuosin Anna Rolfe, und nicht zuletzt der mittlerweile erwachsen gewordene Timothy Peel, der als Polizeibeamter erneut Allon um Beistand bittet.
Allerdings führt die sorgsame Verwobenheit von Luxus und Intrige mitunter in eine ermüdende Vorhersehbarkeit. Kostspielige Designerstücke und teure Accessoires, Silva ermangelt es nicht an Hingaben für solche Beschreibungen,, während der Spannungsbogen nur selten ins Crescendo steigt.
Schließlich gerät die Handlung in den Bereich des Unglaubwürdigen: Innerhalb weniger Tage soll Allon sechs Kunstwerke fälschen, um eine undurchsichtige Transaktion zu decken. Und das Finale, in dem der Serienmörder, der bisher wenig Bedeutung für die Dramaturgie hatte, nahezu beiläufig verhaftet wird, wirkt, um es milde auszudrücken, unzureichend. Wo sind die raffinierten, minutiös geplanten Manöver vergangener Tage geblieben?
Unterm Strich bleibt festzuhalten: Für eingefleischte Fans von Gabriel Allon ist auch dieses neue Abenteuer ein unbedingtes Must-read. Alle anderen stellt sich die Frage, ob Silva seinem einstigen Helden nicht besser zu einem echten Ruhestand in friedvoller Restauratorenatmosphäre verhelfen sollte.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 29. Juni 2025