Buchkritik -- Gabriel Audisio -- Die Waldenser

Umschlagfoto  -- Gabriel Audisio  --  Die Waldenser Die Mitte des 12. Jahrhunderts war eine Zeit der religiösen Turbulenzen. Die katholische Kirche, in Reichtum und Prachtenfaltung versunken, wurde von häretischen Bewegungen herausgefordert, deren Ziel die Rückkehr zu einem ursprünglichen Glauben war, der sich am Leben Jesus und seiner Apostel orientieren sollte. Armut und Wahrhaftigkeit sollten im Mittelpunkt des Glaubens stehen. Geistliche deren hauptsächliches Ziel es war, sich selber ein Leben im Luxus zu ermöglichen, sollten zugunsten einer an Besitz armen, aber an Glauben reichen Priestergeneration abgelöst werden. Das diese häretischen Bewegungen eine Reaktion der Kirche provozierten, war klar.

Eine von diesen vielen religiösen Bewegungen waren die Waldenser. Gabriel Audisio dokumentiert in seinem Buch die Entstehung, die Entwicklung und das Ende der Waldenser. Besonders auf die Veränderungen innerhalb dieser Bewegung, die aus der Verfolgung durch die Inquisition resultierten, liegt sein Augenmerk. Eindrucksvoll schildert er die Folgen die sich aus einem Leben ergaben, das gezwungen war, dem religiöen Glauben ausschließlich im Untergrund nachgehen zu dürfen.

Ursprünglich eine tolerierte Glaubensbewegung, wurden die Waldenser durch ihre von der etablierten Kirche abweichenden Meinungen verboten und zu Häretikern erklärt. In drei wesentlichen Punkten widersprachen die Waldenser der katholischen Kirche: Das Evangelium sollte buchstabengetreu befolgt werden, das Leben sollte in Armut geführt werden und das priesterliche Monopol auf die Predigten sollte fallen. Diese Eingriffe in die kirchliche Autorität führte zu einem Konflikt, der in der Verfolgung der Waldenser als Ketzer endete.

Regen Anhang fanden die Waldenser, selber überdurchschnittlich durch Bauern, Handwerker und einfache, des Lesens und Schreibens nicht mächtige Menschen repräsentiert, bei Mitgliedern der eigenen Bevölkerungsgruppe. Dies war ein Grund dafür, das sich die Inquisition über die Waldenser als ungebldete Menschen lustig machte.

Durch die Verfolgung zu einem Lebem im Untergrund gezwungen, war es den Waldensern nicht mehr möglich, andere Menschen von ihrem Glauben zu überzeugen. Sie gaben ihre Religion nur noch innerhalb der Familie weiter. Audisio beschreibt diese Auswirkungen mit dem Auge eines Historikers, der versucht, sich in die Epoche die er schildert, hineinzuversetzen. Er schildert die Probleme und die Wiedersprüche, die sich aus einem Leben im Untergrund ergaben. Nach aussen mußte die Fassade des normalen erhalten bleiben. Es wurde einer Tätigkeit nachgegangen, es wurden Steuern bezahlt und die von der Kirche geforderten religiösen Praktiken vollzogen. Das solch ein Leben mit zwei Gesichtern nicht spurlos an den Waldensern vorüberging, liegt auf der Hand.

Das Ende der Waldenser kam mit dem Beginn der Reformation. Sie vertrat ebenfalls die Meinung von der Armut der Priester und dem Befolgen des Evangeliums. Bis auf wenige regionale Gruppen ging die Bewegung der Waldenser in der Reformation auf.




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