Buchkritik -- Dirk Bavendamm -- Roosevelts Krieg

Umschlagfoto  -- Dirk Bavendamm  --  Roosevelts Krieg Auf meinen Webseiten war schon oft die Rede davon, wie Geschichte, bzw. ein bestimmtes Geschichtsbild ensteht. Jede Betrachtung von Geschichte ist bestenfalls nur Ausdruck einer politischen Einstellung, schlimmstenfalls jedoch auch das Ergebnis einer Ideologie. Gerade in Deutschland spürt man diese Einseitigkeit mitunter sehr schmerzhaft. Selten wurde eine historische Periode, in diesem Fall die Jahre von 1933 - 1945, so einhellig verdammt.

Ein Volk der Mörder, ein Volk der Täter. Schuld an zwei Weltkriegen und nur durch Umerziehung dazu befähigt, friedlich und demokratisch die Zukunft zu gestalten. So der grundlegende Tenor der historischen Forschung. Das diese Meinung ihrerseits wieder in erster Linie Ausdruck einer bestimmten Ideologie war, zeigt eben diese Einseitigkeit.

Dirk Bavendamm unternimmt in seinem Buch "Roosevelts Krieg" die schwierige und undankbare Aufgabe, historische Forschung unbefangen von vorgefassten Meinungen zu betreiben. Herausgekommen ist ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Buch.

Fern davon, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu beschönigen, schildert Bavendamm jedoch die politischen Motivationen von Großbritannien und den USA, Deutschland so lange wie möglich im Krieg zu halten, um es nach der Niederlage um so beschämender demütigen zu können.

Die zentrale Figur in Bavendamms Forschung ist der amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt, unter dessen Führung die USA zur größten Militärmacht der Welt wurden. Ausgehend von einem, wie Bavendamm es ausdrückt, "fanatischen Sendungsbewußtsein", wurde amerikanische Politik dazu eingesetzt, um den amerikanischen Kapitalismus in der Welt durchzusetzen und zu verteidigen. Jeder militärische Konflikt vor, während und auch nach dem zweiten Weltkrieg hatte wenn schon nicht primär, so doch in zweiter Linie immer etwas mit der Sicherung von Rohstoffen oder dem Absatz von amerikanischen Produkten zu tun.

Bavendamm weist dezidiert diesen Zusammenhang zwischen amerikanischen Politik und Wirtschaft nach. Schon lange vor dem amerikanischen Kriegseintritt wurde die Wirtschaft auf die Produktion von Kriegsmaterial vorbereitet. Ebenso wurde die Wehrpflicht zu einem Zeitpunkt eingeführt, an dem keinerlei Bedrohung für die USA gegeben war.

Doch nicht nur gegenüber den Achsenmächten wollte der politische und wirtschaftliche Kreis um Roosevelt amerikanische Interessen durchsetzen, sondern auch gegenüber Großbritanien - dem wichtigsten Alliierten - setze Roosevelt seine politischen Vorstellungen bedenkenlos durch. Der größte Feind der Britischen Inseln war nicht Deutschland, sondern die USA, denn sie hinterließen ein wirtschaftlich bankrottes Land. Das ehemals koloniale System passte nicht mehr in die marktwirtschaftliche Vorstellungswelt Roosevelts.

Amerikas Politik war seit 1937 darauf ausgerichtet, in den zweiten Weltkrieg einzugreifen. Aus diesem Grund war es notwendig, das es zu keinen Friedensverhandlungen zwischen Deutschland und seinen Gegnern kam. Amerika perfektionierte die Kunst Krieg zu führen, ohne sich bereits im Krieg zu befinden. Nachschubverbindungen für Großbritanien und die UdSSR wurden eingerichtet und weiter ausgebaut.

Der japanische Angriff auf Pearl Habour (Bavendamm vertritt die Theorie, das der amerikanische Präsident schon im Vorfeld davon wusste), gab Roosevelt endlich die Möglichkeit seinen erklärten Hauptgegner Deutschland zu bekämpfen, denn durch den Deutsch-Japanischen Vertrag war Hitler dazu verpflichtet, Japan im Falle eines Krieges zu unterstützen. Die japanische Kriegserklärung gegenüber den USA und die daraus folgende Deutsche Kriegserklärung an die Adresse der USA entsprach Roosevelts Kalkül. Von diesem Augenblick an begann eine schon lange vorher geplante militärische Aktion abzulaufen, deren Ende durch die Materialüberlegenheit der Alliierten unter der Führung der USA abzusehen war.

Ohne die Deutsche Kriegsschuld zu bestreiten, argumentiert und beweist Bavendamm nicht ohne überzeugende Gründe die Mitschuld von Roosevelt an der europäischen Teilung. Indem es ihm gelang Separatfrieden mit Deutschland zu unterbinden, wurde nicht nur der Krieg verlängert, sondern durch massive Luftangriffe auch auf die Zivilbevölkerung übertragen.

Auch die fatale Fehleinschätzung von Stalins wirklichen Interessen, nämlich die Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs bis in die Mitte Europas, macht Roosevelt für Bavendamm zu einem Mitschuldigen am Ausgang und Ergebnis des zweiten Weltkriegs.

Geschichte ist ein Prozeß dessen Vielschichtigkeit immens ist. Bavendamm weist in seinem Werk darauf hin, dass neben den vordergründigen Argumenten wie z. B. der Sicherung des Friedens und der Bestrafung eines verbrecherischen Systems immer auch genuine wirtschaftliche Interessen der militärischen Gegner stehen. Deshalb wird es immer sehr schwer sein, die historischen Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Dirk Bavendamm ist es ein Stück weit gelungen.

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