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Buchkritik -- Eli Cranor -- Ozark Dogs

Umschlagfoto, Buchkritik, Eli Cranor, Ozark Dogs, InKulturA Eli Cranors Roman „Ozark Dogs“ spielt in der Kleinstadt Taggard, Arkansas. Jahre des sozialen und wirtschaftlichen Verfalls haben der Gemeinde ihren Tribut abverlangt. Der bislang größte Arbeitgeber, das Atomkraftwerk, wurde geschlossen und die kurz darauf angesiedelte Hühnerfarn mit billigen Arbeitskräft Migranten, besetzt.

Jeremiah Fitzjurls, Besitzer des örtlichen Schrottplatzes, ist nach seinen Jahren als Scharfschütze in Vietnam und der Inhaftierung seines Sohnes wegen des Mordes an Rudnick Ledford paranoid und traumatisiert. Rudnicks Familie, Patriarch Bunn, sein jüngerer Bruder Evail und seine Mutter Belladonna, lebt hoch oben in den Ozark Mountains, wo sie Crystal Meth herstellten und nachts Kundgebungen des Ku-Klux-Klans organisierten. Evail, der aus dem Gefängnis entlassen wird und seinen Bruder rächen will, entführt Jeremiahs Enkelin Joanna, um sie als Prostituierte an eine mexikanische Bande zu verkaufen.

Das darauf folgende Chaos und die Gewalt sind das Ergebnis jahrelang schwelender Verbitterung, Hasses, Machtgier, Verantwortungslosigkeit und Traumata. Traumata sind auch der rote Faden, der all diese Charaktere verbindet. Jeder von ihnen, ob Protagonist oder Antagonist, ringt mit seiner eigenen psychischen Blessur, die in der Armut und Enge von Taggard immer explosiver wird.

Die herausragende Leistung von Eli Cranor beruht einmal mehr auf der schonungslosen Darstellung des Schadens, den unbehandelte Traumata anrichten können und deren fatale Bedeutung für das Geschehen in einer Gemeinschaft. Der Autor verwendet im gesamten Buch eine Diktion, die hart und klar ist, aber auch poetisch anmutet, und die davon erzählt, dass die Sünden und Verletzungen der Vergangenheit, wenn sie nicht behandelt werden, die Gegenwart verheerend zerstören können.

Es gibt keine Figur in diesem Roman, die nicht mit dem schmerzhaften Erbe ihrer Eltern belastet ist. Virtuos stellt Cranor den Zusammenhang zwischen diesen sehr persönlichen Erfahrungen und den gesellschaftlichen Umständen her, die sie begünstigt haben. Diese Verbindung lässt die Stadt Taggard fast ebenso sehr zu einer Persönlichkeit werden wie die Menschen, die sie bewohnen.

„Ozark Dogs“ benutzt die uralten biblischen Themen wie Rache, Besessenheit und die Auswirkungen vergangener Sünden auf die Gegenwart in einem hochmodernen Kontext. Indem Cranor präzise zeigt, wie sich diese Themen in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhang einer Gemeinschaft schieben, beweist er, dass sie trotz ihrer epischen Vergangenheit immer noch aktuell sind. Trauma ist einmal mehr die Hauptmotivation der Figuren, aber auch die Definition von Taggard selbst.

Alle Charaktere Cranors sind Getriebene ihrer eigenen Dämonen, die die Psyche schwer geschädigt haben und unüberwindbar sind: familiäre Gewalt, posttraumatische Belastungsstörung und Drogenmissbrauch. Das Wichtigste, was ihnen allen am Herzen liegt, ist die Familie, die unzertrennlichen Bande des Blutes, die um jeden Preis geschützt werden müssen. Es sind Menschen, die grausame Taten begehen, doch durch die Virtuosität Cranors erhält der Leser ein Verständnis dafür, wie und warum sie zu diesen Gräueltaten fähig wurden. „Ozark Dogs“ zeichnet sich durch ein tiefes Einfühlungsvermögen aus, das er den Geschichten dieser verletzten Menschen entgegenbringt. Gerade das macht diesen Roman so verstörend und kaum ein Leser wird sich der düsteren, menschlich, allzu menschlichen Motiven der Figuren entziehen können.




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Veröffentlicht am 16. Mai 2025