Buchkritik -- Der Deutsch-Dänische Krieg 1864

Umschlagfoto, Der Deutsch-Dänische Krieg 1864, InKulturA Die Aufgabe eines Historikers besteht nicht zuletzt darin, sein Forschungsgebiet vorurteilsfrei und ohne besserwisserische Attitüde zu bearbeiten. Das impliziert ebenfalls, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung, die in der Regel durch Veröffentlichungen in Buchform geschieht, auch einem größeren Kreis an historisch Interessierten ausschließlich die wissenschaftlich erwiesenen Fakten zur Kenntnis bringt, aber darauf verzichtet, eine Wertung gemäß dem heute herrschenden Zeitgeist abzugeben.

Leider ist es eine bedauerliche Tatsache, dass die historische Beschäftigung mit der deutschen Geschichte durch die Fokussierung auf die Jahre zwischen 1933 und 1945 teilweise einer großen Verzerrung unterworfen ist. Daraus resultiert ein eingeschränkter wissenschaftlicher Blick, der, mit der gerade in dieser Beziehung vorherrschenden typischen Arroganz der "Nachgeborenen", geschichtliche Fakten zulasten einer herrschenden Ideologie uminterpretiert und damit das Gebiet der wissenschaftlich seriösen Forschung verlässt und anstelle dessen eine politische Kampfzone eröffnet.

Es ist Jan Ganschow, Olaf Haselhorst und Maik Ohnezeit zu verdanken, dass ihre Monographie "Der Deutsch-Dänische Krieg 1864" ohne politisch-ideologische Verzerrung die Gründe, den Verlauf und das Ergebnis der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich, den Führungsmächten des Deutschen Bundes, und Dänemark behandelt.

Maik Ohnezeit befasst sich mit dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Deutschland, Dänemark und den Elbherzogtümern nach dem Wiener Kongress. Wollte Dänemark, unter vollkommen falscher Einschätzung der internationalen politischen Lage, die Annexion Schleswigs, konnten Preußen und Österreich dem nicht tatenlos zusehen. Die zwingend folgende militärische Auseinandersetzung wurde dann auch weniger durch die Empörung der betroffenen Bürger ausgelöst, als viel mehr durch diplomatische Interventionen. Dadurch sehen die Autoren im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 zu Recht ein klassisches Beispiel für einen "Kabinettskrieg".

Olaf Haselhorst schildert den militärischen Verlauf, an dessen Ende die Niederlage Dänemarks stand. Militär- und Waffentechnisch der Preußisch-Österreichischen Allianz deutlich unterlegen, musste Kopenhagen hilflos zusehen, wie die Elbherzogtümer der dänischen Kontrolle entzogen wurden. Mit der Einnahme der Düppeler Schanzen durch die preußische Armee war der Krieg im Prinzip entschieden. Der Autor fügt zahlreiche Zeitzeugenberichte, unter anderem auch von Theodor Fontane, ein, die dem Leser ein anschauliches Bild von der Gefühlslage beider Seiten geben.

Ein wesentliches Kapitel ist das von Jan Ganschow geschriebene über das Kriegsvölkerrecht. Der Autor zeigt den Weg vom sog. Kriegsvölkergewohnheitsrecht hin zu einem in Paragraphen festgelegten Kriegsrecht. Es war der Versuch, in die Brutalität des Krieges für alle daran Beteiligten kodifizierte Regeln und ein verbindliches Verhalten bezüglich des Umgangs mit Zivilisten, Verwundeten oder Gefangenen festzulegen.

Dass das verstörend auf diejenigen wirkt, die, gerade in Deutschland die Meinungs- und Deutungshoheit für sich beanspruchen, ist evident. Nichtsdestoweniger war die Kodifizierung des Kriegsrechts zweifelsohne ein Fortschritt dahingehend, das Wesen des Krieges mit Hilfe von Regeln zu zivilisieren.

Ebenfalls angesprochen wird, leicht süffisant angemerkt aus "österreichischer" Sicht, der Umgang mit der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland. Es ist, zumindest in deutscher Lesart, üblich geworden, auch in Sachen Militärgeschichte einen "Sonderweg" zu gehen und diesbezüglich den Versuch zu unternommen, die historischen Ereignisse im kollektiven Gedächtnis umzudeuten.

Stellvertretend für diesen fatalen historischen Relativismus steht der ideologisch motivierte Umgang mit dem "Idstedt-Löwen". Dieser, ein dänisches Denkmal an den Sieg über die Schleswig-Holsteiner im Jahr 1850, sollte, so beabsichtigten es jedenfalls 2009 Lokalpolitiker der Linken in der Ratsversammlung der Stadt Flensburg, fortan als ein Symbol für "grenzübergreifende Freundschaft" stehen. Dass diese Intention völlig den historischen Kontext verfehlte, ja ihn sogar leugnete, zeigt die Unfähigkeit deutscher Politiker zu einem unideologischen Umgang mit der eigenen Geschichte.

Es ist wieder einmal dem Ares Verlag aus Graz zu verdanken, dass er den drei Autoren Jan Ganschow, Olaf Haselhorst und Maik Ohnezeit die Gelegenheit gegeben hat, ein Kapitel deutscher Geschichte ausschließlich anhand historischer Fakten zu präsentieren.




Meine Bewertung:Bewertung