```

Buchkritik -- Alex Lake -- Deadline

Umschlagfoto, Buchkritik, Alex Lake, Deadline, InKulturA Ein Privatjet, jenes ultimative Symbol für Macht, Luxus und die trügerische Sicherheit der globalen Elite, wird in Alex Lakes Psychothriller „Deadline“ zur hermetisch abgeriegelten Bühne eines perfiden Rachefeldzugs. An Bord des Flugzeugs das einem Lebensmittelkonzern gehört, befindet sich die Führungsriege des Unternehmens auf dem Weg nach Portland, Maine. Doch die Reise kurz vor Weihnachten entwickelt sich zu einem Albtraum in 30.000 Fuß Höhe, als die Passagiere feststellen, dass sie die Kontrolle verloren haben, über das Flugzeug und über ihr eigenes Schicksal.

Lake versammelt in dieser klaustrophobischen Enklave ein Panoptikum der Macht: die ehrgeizige Geschäftsführerin Jill Stearns, den aalglatten Finanzchef Chip Markham, die alkoholkranke Marcia Fournier, den undurchsichtigen Firmenanwalt Varun Miller und weitere Vertreter einer Welt, in der Erfolg und Skrupellosigkeit Hand in Hand gehen. Sie alle werden zu unfreiwilligen Teilnehmern eines „Spiels“, das von der Pilotin Sarah Daniels inszeniert wird, einer Frau, deren Plan zur Übernahme des Flugzeugs seit Jahren gereift ist. Die plötzliche Erkenntnis, in die entgegengesetzte Richtung zu fliegen, ohne Kontakt zur Außenwelt, zerreißt den dünnen Firnis der zivilisierten Fassade und legt die rohen Überlebensinstinkte der Passagiere frei.

Parallel zu diesem hochspannenden Kammerspiel entfaltet der Autor einen zweiten Handlungsstrang, der drei Jahre zuvor in der idyllischen Kleinstadt Barrow, Maine, beginnt. Hier lernen wir Stacy Evanston, ihren Mann Dan und ihre fünfjährige Tochter Cherry kennen, eine Familie, deren Leben durch einen plötzlichen, tragischen Vorfall aus den Fugen gerät. Lake webt diese beiden Erzählebenen mit meisterhafter Präzision ineinander. Die anfänglich unabhängigen Handlungsstränge konvergieren unaufhaltsam, und mit jeder Rückblende enthüllt sich die schicksalhafte Verbindung zwischen der Tragödie von damals und dem Rachedrama der Gegenwart. Die Spannung des Romans speist sich nicht nur aus der Frage, was an Bord des Flugzeugs geschehen wird, sondern vor allem aus dem quälenden Warum.

„Deadline“ ist ein von der ersten bis zur letzten Seite fesselnder Pageturner, der seine Leser mit unerwarteten Wendungen und schockierenden Enthüllungen konfrontiert. Alex Lake beweist sich einmal mehr als Meister des psychologischen Thrills und hat einen rasanten, intelligent konstruierten Roman über die zerstörerische Kraft von Groll und die unerbittliche Konsequenz menschlichen Handelns geschrieben. Es ist eine Parabel darüber, wie schnell die Gipfel der Macht zu einem Gefängnis ohne Gitter werden können, wenn die Geister der Vergangenheit zur Landung ansetzen.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 27. Dezember 2025