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Buchkritik -- Jeffery Deaver -- Die Rache des Uhrmachers

Umschlagfoto, Buchkritik, Jeffery Deaver, Die Rache des Uhrmachers, InKulturA Lincoln Rhyme, einst Ermittler des NYPD, dem ein tragischer Dienstunfall die Mobilität raubte, beherrscht nach wie vor das ABC der forensischen Verbrechensaufklärung auf höchster intellektueller Ebene. Aus seinem Rollstuhl heraus agierend, verbindet er die analytische Brillanz eines Sherlock Holmes mit einer virtuosen Handhabung modernster kriminaltechnologischer Geräte und avanciert so zur unersetzlichen Instanz für die New Yorker Polizei.

In „Die Rache des Uhrmachers“ entwirft Jeffery Deaver ein makabres Kräftemessen zwischen Rhyme und seinem genial-obsessiven Gegenspieler, dem Uhrmacher alias Charles Vespasian Hale. Jüngst hat Rhyme eine Rückkehr motorischer Funktion in seinem rechten Arm erlebt, was ihn, wenn auch nur marginal, unabhängiger macht. Dennoch bleibt er auf die unerschütterliche Hingabe seines medizinischen Assistenten Thom und die unerschöpfliche Einsatzbereitschaft seiner Ehefrau, Detective Amelia Sachs, angewiesen.

Der Roman entfaltet sich mit einem entsetzlichen Verbrechen: Hoch über den gläsernen Fassaden Manhattans mutiert ein Baukran zur Waffe. Selbst der geübte Kranführer kann die unheilvolle Tat nicht aufhalten, und das tonnenschwere Monstrum stürzt in einen Park voller Passanten. Einzig sein beherztes Eingreifen verhindert eine noch weit größere Katastrophe und wird, nach einem Anschlag auf sein Haus und seine Familie, als möglicher Zeuge von der Polizei in Sicherheit gebracht.

Rhyme, Sachs und deren Team aus Spezialisten werden postwendend hinzugezogen, nicht allein, weil der Uhrmacher als Drahtzieher verdächtigt wird, sondern auch, weil eine rätselhafte Gruppierung namens „Kommunalka-Projekt“ binnen 24 Stunden einen weiteren, ähnlich folgenreichen Anschlag ankündigt. Ihr ideologisches Credo: Ein pragmatischer Protest gegen gierige Immobilienmogule, die Profit über dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum stellten. Andernfalls, so ihr Versprechen, werde das Blut Unschuldiger weiterfließen.

Obwohl Rhyme und Co. kaum an die Existenz dieser Bewegung glauben, begreifen sie, dass die Gefahr unzweifelhaft real ist. Kräne werden stillgelegt und Baustellen versinken in gespenstischer Ruhe, doch der drohende Schatten des nächsten Kollapses bleibt: Diesmal soll das St. Francis Hospital, ein pulsierender Mikrokosmos aus Operationssälen und Rettungsstationen, ins Visier geraten. Ein Wettlauf gegen die Uhr beginnt.

Unterdessen offenbart sich der Uhrmacher als noch raffinierterer Gegenspieler: Er hat offenbar einen Verräter im NYPD postiert, der sich offiziell Zutritt zu Rhymes privatem Refugium verschaffte. Diese Enthüllung ist nur eine Facette seines perfiden Spiels. Verbündet mit einer berüchtigten Mörderin, spinnt Hale ein tödliches Netz. Das Zusammentreffen dieser beiden Abgründe, der perfide Perfektionismus des Uhrmachers und Rhymes unnachgiebiger Gerechtigkeitssinn, droht in einer finalen Konfrontation zu kulminieren, deren Ausgang selbst für einen kühlen Strategen wie Rhyme kaum abzusehen ist.

Mit „Die Rache des Uhrmachers“ bestätigt Jeffery Deaver seinen Ruf als Virtuose diese Thriller-Genres. Nur wenige Schriftsteller verstehen es, ihre Fäden so kunstvoll zu verknüpfen und die Leserschaft bis zur letzten Seite in atemloser Erwartung zu halten. Die raffinierte Konstruktion der Handlung, gepaart mit psychologisch dichten Charakterzeichnungen und einem hochkomplexen Täterprofil, macht dieses Buch zu einem unbedingten Muss für alle Liebhaber anspruchsvoller Thrillerliteratur.

Kurzum: Ein Meisterwerk, dessen Lektüre man sich nicht entziehen sollte. Absolute Empfehlung!




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Veröffentlicht am 6. Juli 2025