Buchkritik -- Joe R. Lansdale -- Dunkle Gewässer

Umschlagfoto, Joe R. Lansdale, Dunkle Gewässer, InKulturA Texas in den 1030er Jahren. Die Männer sind dem Alkohol verfallen, haben keine Arbeit und machen ihrem Frust durch das Verprügeln ihrer Ehefrauen und Kinder Luft. Hier am Fluss Sabine River lebt die junge, aber bereits mit allen Wassern gewaschene Sue Ellen. Als sie eines Tages zusammen mit ihren ebenso eigenwilligen Freunden, Jinx, ein farbiges Mädchen und Terry, ein weißer Junge, die Leiche von May Lynn, beschwert mit einer Nähmaschine, aus dem Fluss ziehen, beginnt für die drei, zusammen mit Sue Ellens Mutter, eine Odyssee in ein vermeintlich besseres Leben.

Joe R. Lansdale hat mit "Dunkle Gewässer" wieder einmal das Leben von amerikanischen Underdogs beschrieben. Die vier machen sich auf den Weg, im Gepäck die Asche von May Lynn und einem Haufen Geld, das sie im Haus von May gefunden haben und das aus einem Bankraub stammt, um die Asche ihrer ermordeten Freundin nach Hollywood zu bringen. Dabei werden sie nicht nur von Sue Ellens trunksüchtigem Vater und den Behörden verfolgt, sondern zusätzlich heftet sich noch Skunk, ein irrer Killer an ihre Fersen.

"Dunkle Gewässer" ist ein wunderbares Buch über Freundschaft und über das Erwachsenwerden in einer von verrückten Rednecks dominierten Welt. "Dunkle Gewässer" ist aber auch ein Roman, der nicht sparsam umgeht mit drastischen Ausdrücken und brutalen Szenen. Die Verfolger der kleinen Gruppe sind zu allem bereit und die Tatsache, dass sie von der Existenz des Geldes wissen, spornt sie zusätzlich an.

Joe R. Lansdale hat wieder einmal einen Roman geschrieben, der genau den rauhen Ton der 30er Jahre trifft. Jeder ist sich scheinbar selbst der Nächste. Das jedoch wollen Sue Ellen und ihre Freunde nicht wahrhaben und so bildet die kleine Truppe jenseits von Rassismus und Gewalt eine kleine Insel der Solidarität und der Freundschaft.

Lansdales Diktion ist einfach und schnörkellos. Die Personen wirken bei ihren Versuchen aus den scheinbar vorgeschriebenen Rollen auszubrechen absolut real und glaubwürdig. Beschönigungen und Euphemismen sind seine Sache nicht und so ist "Dunkle Gewässer" ein wunderbares Beispiel für die moderne US-amerikanische Erzählkunst.




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