Buchkritik -- Maurus Federspiel -- Die Vollendung

Umschlagfoto, Buchkritik, Maurus Federspiel, Die Vollendung, InKulturA Unter der Oberfläche des normalen Lebens verbergen sich, ist man denn bereit ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, phantastische Möglichkeiten, die die Alltäglichkeit aufbrechen und das scheinbar immer gewöhnliche, d. h. logische Geschehen als nur einen Weg unter vielen anderen darstellen.

Die sieben Geschichten, die Maurus Federspiel erzählt, kreisen um den Augenblick, in dem die scheinbare Normalität, nur fragil geschützt durch den dünnen Firnis der Oberflächlichkeit, umschlägt in ein unterhalb der wahrgenommenen Realität immer existentes Anderes, das nur auf den richtigen Augenblick und, man ist versucht zu sagen, das richtige Medium wartet.

Neugierig und erwartungsvoll, so reagieren die Figuren, denen Unwahrscheinliches, ja nahezu Unmögliches geschieht. Doch weit davon entfernt, sich von der Agonie des Erschreckens gefangen nehmen zu lassen, verändern sie, so in „Die Ahnengalerie“ und „Die Kanzlei“ die ihnen anscheinend aufoktroyierten Spielregeln und beginnen ihre eigene Version des Möglichen.

Ein Phantomzeichner bei der Polizei, der es versteht, Freunde aufzuspüren, die man erst noch kennenlernen muss; eine gerade verheiratete junge Frau, entdeckt in der Ahnengalerie ihres Ehemannes nicht nur die verstorbenen, sondern auch die zukünftigen Mitglieder ihrer neuen Familie; ein Musiker, dessen Leben sich sukzessive mit dem eines längst verstorbenen Sängers zu verschmelzen beginnt; ein Kameramann, der die Rechte über sein Leben aus Versehen an eine Filmfirma abgetreten hat; ein alter Mann, der Träume kauft.

Überall findet Phantastisches statt, das plötzlich in die Realität einbricht, ohne jedoch die betroffenen Personen in Schockstarre fallen zu lassen, sondern diese ergreifen mit grandioser Lockerheit die sich auf einmal bietenden Möglichkeiten.

Maurus Federspiel versteht es, seine Geschichten zu erzählen, ohne in die bekannten, im Genre üblichen Trickkisten zu greifen. Vielmehr sind es Gesten, Gespräche, Reaktionen, Erlebnisse und Momente, durch die sich der Realitätsschleier lüftet und sich für die Beteiligten neue Horizonte öffnen.

Absolute Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 30. November 2018