Buchkritik -- Armin Fuhrer -- Von Diktatur keine Spur?

Umschlagfoto  --  Armin Fuhrer --  Von Diktatur keine Spur? 20 Jahre nach dem Untergang der DDR und dem real praktizierten Sozialismus feiert sie, gar nicht einmal klammheimlich, eine merkwürdige Wiederauferstehung. Ostalgie-Shows sind in Mode, das Wissen der jüngeren Generation unzureichend und selbst ehemalige Bewohner der "Deutschen Demokratischen Republik" blicken mit verklärten Blicken zurück zu den Zeiten der SED-Diktatur.

Irgendetwas läuft also schief in der Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte. Da verleiht schon einmal ein Bürgermeister in Prenzlau den DDR-Orden "Banner der Arbeit Stufe I" im Rathaus der Stadt, dort wird der Zusammenhalt in der "DDR" gelobt und auf das böse westlich-kapitalistische Wirtschaftssystem geschimpft, im gleichen Atemzug jedoch über die Vorzüge des letzten Kenia-Aufendhaltes geschwärmt. Das Bewußtsein darüber, dass die "DDR" eine Diktatur war, verschwindet anscheinend rapide.

Da kommt das Buch von Armin Fuhrer Von Diktatur keine Spur? gerade zum richtigen Zeitpunkt. Es räumt mit den vielen verklärten Blicken in eine vermeintlich gerechtere Vergangenheit auf und stellt den Mythen die Fakten gegenüber. Die Bilanz des Autors liest sich dementsprechend auch so, wie die "DDR" in Wirklichkeit gewesen ist. Sie war weder ein Paradies für Arbeiter und Bauern, noch war sie Garant einer sozialen Gerechtigkeit. Menschenrechte galten nur für systemkonforme Mitläufer. Wer gegen das Regime protestierte, bekam die geballte Macht des (Un)Rechtsstaates zu spüren. Ausreisewillige wurden in die Nähe von Hochverrätern gestellt.

Die Versorgungslage war, zumindest für die normale Bevölkerung, unzureichend bis mangelhaft. Der Lebensstandard weitaus niedriger als beim westlichen "Klassenfeind". Zudem stand das Volk permanent unter Generalverdacht und wurde von der "Staatssicherheit" bis hinein in die intimsten Bereiche überwacht.

Es gab in der "klassenlosen Gesellschaft" sehr wohl gewaltige Unterschiede bezüglich des Einkommens und des Lebensstandard. Während wohl gelittene Künstler und die politische Nomenklatura keinen Mangel litten und sich ungeniert westlicher Produkte erfreuen konnten, sah es für den Normalverbraucher nicht ganz so rosig aus. Glück hatte, wer über (West)Devisen verfügte, denn dafür wechselte manches Teil unter dem Ladentisch den Besitzer.

Armin Fuhrer zeigt in seinem Buch schonungslos die Wiedersprüche dieses Regimes auf. Es ist allen denjenigen ans Herz zu legen, für welche die "DDR" im Rückblick das bessere System gewesen ist. Mit seinen knapp 160 Seiten wäre es auch angeraten, dieses Buch als Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht einzuführen, haben doch gerade die nach der Wende geborenen große Defizite dieses System historisch korrekt einzuordnen.




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