Buchkritik -- Kistner/Schulze -- Die Spielmacher

Umschlagfoto  -- Kistner/Schulze --  Die Spielmacher Neben dem Auto ist Fußball der Deutschen liebstes Kind. Bundesliga am Samstagnachmittag ist ein feststehender Ritus und nicht mehr wegzudenken. Thomas Kistner und Ludger Schulze haben in ihrem Buch Die Spielmacher hinter die Kulissen dieses so profitträchtigen Sportes geblickt. Was sie sahen erschüttert nicht nur Fußballfans. Es ist logisch, das ein Volkssport wie Fußball immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellt. Die Autoren haben dies besonders in ihrem kurzen Abriß der deutschen Fußballgeschichte gezeigt. Von Amateuren die für ihren Verein oder für ihre Nation aus Gründen der Ehre spielten, wurden knallhart kalkulierende Manager des eigenen Körpers, die diesen Sport als gewinnträchtiges Unternehmen betrachteten.

Immer schneller drehte sich fortan die Preisspirale, bis es dem privaten Fernsehen unter der Leitung von Leo Kirch und seinen politischen Gönnern gelang, Fußball als zu bezahlendes Luxusgut in die Pay-TV Boxen des Zuschauers zu treiben. Doch die Rechnung wurde ohne den Zuschauer gemacht. Es zeigte sich schnell, daß sich der Fernsehkonsument nicht ohne weiteres dazu erpressen läßt, sich einen Kirch-Decoder anzusschaffen. Mittlerweile ist Leo Kirch Pleite, doch es zeichnet sich keine Bewegung innerhalb der verantwortlichen Vereinsführer ab. Als sogar Politiker über eine staatliche Alimentation des Profifußballs nachdachten, war für den Steuerzahler das Ende der Schraube erreicht. Schnell machten unsere Volksvertreter, allenvoran der Medienkanzler Schröder einen Rückzieher.

Das Buch der beiden Autoren gibt einen tiefen Einblick in die Abgründe und die Verwickluingen zwischen Kapital, Politik und Medienverhalten. Schnell kommt der Eindruck einer gleichgeschalteten Medienlandschaft auf. Kritik ist unerwünscht, weil sie dem Profitstreben hinderlich ist. Die Vermarktung der Fernsehrechte gleicht einer Lizenz zum Gelddrucken. Das Resultat sind in exorbitante Höhen gekletterte Spielergehälter, die nicht mehr im Verhältnis zu den auf dem Spielfeld gezeigten Leistungen stehen.

Doch nicht nur dem Betrieb hinter den Kulissen widmen sich Kistner und Schulze, sondern sie zeigen auch die Persönlichkeiten, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Allen voran Franz Beckenbauer, der viel erzählt, aber immer wenig zu sagen hat. Mehrmals habe ich bei der Lektüre schallend gelacht ob der scharfzüngigen Ironie mit der die beiden Autoren die Peinlichkeiten von "Kaiser Franz" beschreiben.


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