Buchkritik -- Ronald Gerste -- Wie das Wetter Geschichte macht

Umschlagfoto, Ronald Gerste, Wie das Wetter Geschichte macht, InKulturA Das Wetter, wer wollte das bestreiten, ist ein Faktor, dessen Einfluss auf Gesellschaften und die ihnen innewohnenden Abläufe von eminenter Wichtigkeit ist. Zu wenige oder zu viele Niederschläge bestimmen z. B. über Qualität, Menge und Preis von Nahrungsmitteln und damit im weitesten Sinn über das Funktionieren von Staaten.

"Wie das Wetter Geschichte macht", so lautet der Titel des kurzweilig zu lesenden Buches von Ronald Gerste, das sich mit den manchmal verhängnisvollen Wechselwirkungen von Wetterkapriolen und historischen Abläufen beschäftigt. In 29 Kapiteln schildert der Autor einige besonders markante Korrelationen zwischen kurzfristigen Wetterschwankungen und geschichtlichen Ereignissen.

So war die alliierte Invasion in Frankreich nur bei einer bestimmten Wetterkonstellation möglich. Deren Beschreibung und die Ereignisse des D-Day besitzen dann auch eine vom Leser nicht immer nachvollziehbare Länge, die den Anschein erweckt, es gehe dem Autor in erster Linie um einen militärgeschichtlichen Exkurs und weniger um die konkreten Folgen einer expliziten Wettersituation.

Das zeigt sich besonders an den Stellen, wenn Gerste auf die Rolle des russischen Winters eingeht, der sowohl den napoleonischen Vorstoß als auch den der deutschen Wehrmacht zum Scheitern brachte. Kann man es - militärhistorisch - noch nachvollziehen, dass Napoleons Heer mangels korrekter Informationen bezüglich des russischen Winters scheitern musste, so ist das Misslingen der Wehrmacht im Russlandfeldzug weniger dem Winter, als dem Größenwahn Hitlers und seiner vollkommenen Fehleinschätzung der Lage zuzuschreiben.

Das Wetter, Gerste betont es immer wieder, ist nur ein Faktor in der Kette historischer Bedingungen, der Einfluss auf deren Abläufe hat. So sind dann auch die Folgen der "Kleinen Eiszeit" vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert weitaus nachvollziehbarer als das Kapitel "Sommerhitze über der Wolfsschanze" oder "Der Große Brand von London".

Nichtsdestotrotz ist das Buch von Ronald Gerste unterhaltsam und gut zu lesen, auch wenn es seinem Titel nicht immer gerecht wird.




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Veröffentlicht am 27. Februar 2016