Man ist ja schon daran gewöhnt, daß wir in einer Zeit leben, deren Hauptmotiv die immerwährende Veränderung ist. Die Entwicklungen überschlagen sich und was heute noch modern, noch der letzte Schrei war, ist morgen schon veraltet und vergessen.

Um so erfreulicher und herzerwärmender ist die Tatsache, daß es trotz aller permanenter Entwicklung auch noch, wenn auch wenige, Konstanten im menschlichen Streben gibt. Eine davon ist das glückselige und verträumt-profitorientierte Lächeln auf den Gesichtern von Managern und von durch keinerlei Vorwissen belasteten Politikern, wenn sie das Schlagwort des 21. Jahrhunderts hören - Globalisierung.

Für die einen, die Manager, bedeutet es hemmungslose Bereicherung zugunsten der Aktionäre, für die anderen, die Politiker, beinhaltet es den frommen, aber durch keinerlei Kenntnis der Marktmechanismen begründeten Wunsch nach Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Doch es stellt sich heraus, das Globalisierung sich an die Spielregeln halten muß, welche die größte Handelsnation der Welt geschrieben hat, die USA. Selber damit beschäftigt, der restlichen Welt die Bedingungen zu diktieren, unter denen die sogenannte freie Marktwirtschaft zu funktionieren hat, ist sie jedoch selber kleinlich darauf bedacht, nicht allzuviel Macht in die Hände von ausländischen Investoren zu legen.

Was ist passiert? Zwei Ereignisse, die im Rahmen der Globalisierung eigentlich täglich geschehen:

Fall 1:
Ein ausländischer Investor, in diesem Fall die Deutsche Telekom, kauft ein amerikanisches Unternehmen. Dieses Unternehmen handelt nicht mit Gemüse oder Ziegelsteinen, sondern ist in dem boomenden Markt der Telekommunikation engagiert.

Diese Tatsache jedoch rief das amerikanischen FBI auf den Plan, daß sofort die nationale Sicherheit gefährdet sah und den Kauf verbieten wollte. Nanu, fragt sich hier der aufmerksame Beobachter des Zeitgeschehens. Wie kann der Kauf eines relativ kleinen Telekommunikationsunternehmens die nationale Sicherheit der USA gefährden?

Kann es sein, daß dieser Vorwand ausschließlich dazu dienen sollte, den Ausverkauf von Schlüsseltechnologien zu verhindern? Umbestritten ist die Telekommunikationsbranche der Investitionszweig mit den höchsten Entwicklungs- und Gewinnchancen. Die Nation, die in diesem Sektor des globalen Wettbewerbs nicht mithalten kann, verliert mehr als nur eine Schlüsselindustrie. Was also das FBI bezweckte war nicht so sehr der Schutz der nationalen Sicherheit, sondern der Versuch, ausländischen Konkurrenten den Weg zu eben diesen Schlüsseltechnologien zu erschweren oder gar zu verhindern.

Fall 2:
Jedem dürfte noch die als Elefantenhochzeit beschriebene Fusion von Daimler und Chrysler in Erinnerung sein. Der Deutsche Konzern übernahm mehrheitlich die Führung des neuen Unternehmens. Schon damals witterten amerikanische Zeitungen den nationalen Ausverkauf. Immerhin ist Chrysler eines der großen Traditionsunternehmen Amerikas.

Nun jedoch schlug eine weitere Bombe ein: In dem verlustbringenden Teil der fusionierten Konzerne, nämlich Chrysler, soll eine stattliche Anzahl von amerikanischen Managern ihre Sessel zugunsten Deutscher Kollegen räumen. Die Folge davon ist ein Medienaufstand erster Klasse. Es macht den Anschein, als sei die amerikanische Unternehmenskultur vom Untergang bedroht. Zeitungen berichten weinerlich von einer nicht wieder zu schließenden Wunde in der amerikanischen Wirtschaft.

Es wird sogar nicht davor zurückgeschreckt, die Geister des 2. Weltkriegs wieder auszugraben und an alte Feindschaften erinnert. Auf einer Aktionärsversammlung anläßlich der Fusion beider Unternehmen warnten Amerikaner davor, mit den Enkeln des Nationalsozialismus wieder Geschäfte zu machen !

Auch hier wird der aufmerksame Beobachter des Zeitgeschehens hellhörig. Ist denn bitteschön die Globalisierung ausschließlich dazu geschaffen worden, damit sich amerikanische Unternehmen auf dem Weltmarkt, der sowieso schon von ihnen kontrolliert wird, bedienen können? Die Exekutive der Globalisierung, der IWF, arbeitet gemäß dieser Theorie. Geld vom großen Bruder gibt es nur bei finanzpolitischem Wohlverhalten.

Globalisierung, ein Wort bei dem auch Deutsche Unternehmer weihnachtlichen Glanz in ihre Augen bekommen, ist nicht anderes als ein weiterer Euphemismus für amerikanische Leitkultur.