Buchkritik -- Fabian Eder -- Griechenland blüht

Umschlagfoto, , InKulturA In den Wirren der Euro- und Bankenkrise mit ihren aberwitzigen Rettungsversuchen von im Grunde zahlungsunfähigen Mitgliedsländer ist der Mensch aus dem Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwunden. Während die europäischen Politiker eifrig bestrebt sind, noch aus jeder finanziellen Hilfeleistung einen geldvernichtenden Euphemismus zu formulieren, wo im Aufspannen eines Rettungsschirms bereits der nächste in Aussicht gestellt wird, sind die eigentlich Betroffenen allenfalls Marionetten des internationalen Politik- und Finanzzirkus.

In den sich überschlagenden Medienberichten bezüglich der Liquiditätssicherung Griechenlands wurde nicht selten ein ganzes Volk, das partout nicht so leben will, wie die teutonischen Besserwisser in Brüssel es gerne hätten, unter den Generalverdacht der Faulheit und der Korruption gestellt.

Fabian Eder zeigt in seinem Buch "Griechenland blüht" ein der medialen Griechenlandhype entgegengesetztes Bild. Er lässt die Betroffenen, also den normalen griechischen Bürger zu Wort kommen. Und zur Überraschung derjenigen, die scheinbar schon immer wussten, warum Griechenland pleite ist, ergibt das Fazit von Eders Reise durch die griechischen Inseln eine vollkommen andere Darstellung der Verhältnisse, als es dem Nordeuropäer durch Medien und Politik vermittelt wird.

Der Autor und seine Begleiter treffen auf warmherzige und gastfreundliche Menschen, die sich trotzdem darüber im Klaren sind, wie sehr ihre politische und wirtschaftliche Elite Griechenland an den Rand des Zusammenbruchs geführt hat. Während der griechische Normalbürger, wie wohl auch seine europäischen Nachbarn, versucht hat, sein Leben einigermaßen über die Runden zu bringen, hat eine kriminelle Klientel den Staat als Selbstbedienungsladen benutzt, um sich zu bereichern.

Natürlich wissen auch die Gesprächspartner von Fabian Eder um die Probleme des mediterranen Staates, doch, analog zu den demokratiefernen politischen Bedingungen in der Brüsseler Eurokratenriege, wissen auch wir, wie schwer es sein kann, sich gegen die politische und wirtschaftliche Führung eines Landes zu behaupten.

"Griechenland blüht" ist ein Buch, das auf wunderbare Weise mit den Klischees von griechischer Faulheit und Frühpensionierung aufräumt. Fabian Eder hat aus gutem Grund einen großen Bogen um die Hauptstadt Athen gemacht und sich anstelle dessen in den weniger urbanen Gebieten Griechenlands umgesehen. Dort, ist man nach der Lektüre jedenfalls versucht zu sagen, schlägt das wirkliche Herz dieses Landes.

Traditionsbewusst, jedoch nicht im Alten verharrend. Stolz auf die eigene Kultur und Lebensart, aber ohne die im deutschsprachigen Raum so oft anzutreffende Überheblichkeit. Trotzdem, oder vielleicht gerade aus diesem Grund, spüren Eders Reisebekanntschaften, dass sich am Horizont dunkle Wolken bilden. Nicht wenige von seinen Gesprächspartnern wissen durchaus zu schätzen, dass sie sich im europäischen Krisenfall mit dem ernähren können, was der heimische Garten hergibt.

Apropos heimischer Garten: die im Buch beschriebenen Rezepte sorgen für den unbändigen Wunsch, sofort nach Griechenland aufzubrechen.




Meine Bewertung:Bewertung