Buchkritik -- Karlheinz Weißmann -- Das Hakenkreuz

Umschlagfoto  -- Karlheinz Weißmann  --  Das Hakenkreuz Das Hakenkreuz ist eines der wirkungsmächtigsten Symbole der Menschheit. Sein Ursprung liegt im Dunkel der Geschichte. Die Swastika, ein Kreuz, dessen vier gleich lange Balken rechtwinklig oder bogenförmig gestaltet sind, kommt in Europa und Asien, selten jedoch in Afrika und Mittelamerika vor. Die altindische Bedeutung dieses Symbols steht für Glück und Heil. In jedem Kulturkreis wurde die Swastika anders gestaltet und gedeutet. Sonnenrad, Thors Hammer und doppelte Wolfsangel sind nur einige der dafür gebräuchlichen Ausdrücke.

Karlheinz Weißmann hat diesem Symbol ein äußerst aufschlußreiches Buch gewidmet. Das Hakenkreuz ist eine historische Untersuchung über den Ursprung, die Verbreitung und die diversen Bedeutungen der Swastika. Einen großen Teil seiner Untersuchung nimmt jedoch die Politisierung des Hakenkreuzes im 20. Jahrhundert ein.

Kein anderes Symbol wird so sehr mit dem Nationalsozialismus verbunden, und daraus resultierte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zumindest in Europa und den USA, ein absolutes Tabu. Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern ist das Veröffentlichen und das sichtbares Tragen dieses Zeichens unter Strafe gestellt.

Der Autor beschreibt neben einer ausführlichen Darstellung der Geschichte der Swastika die Wiederentdeckung dieses Symbols im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts. Das erwachende Nationalbewußtsein der europäischen Länder führte zu einer logisch folgenden Suche nach der nationalen Vergangenheit. Diese Entwicklung vollzog sich zuerst in den nordischen Ländern, wie z. B. Schweden und Dänemark, wurde aber auch schnell von Deutschland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.

Die politische, wirtschaftliche und soziale Desillusionierung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs brachte, nicht nur in Deutschland, Bestrebungen zu Tage, die Suche nach einer besseren Zukunft in der Vergangenheit zu suchen. Völkische Bünde, esoterische Geheimgesellschaften, aber auch politische Bewegungen wandten sich bewußt von der Politik ab und dem Propagieren einer völkischen, bzw. rassischen Gemeinschaft zu. Allen gemeinsam war die Benutzung des Hakenkreuzes als Symbol ihres, die aktuelle Politik ablehnenden Nationalverständnisses.

Dieses, so Weißmann, "altbackene" unterschied die Deutschvölkischen scharf von der NSDAP. Ihr Erfolg war verbunden mit der Person Hitlers, dem Propagandisten der Partei. Die Übernahme des Hakenkreuzes als Parteisymbol ergab sich quasi von selbst, denn alle Organisationen auf die sich die NSDAP berief, bzw. aus denen sie entstanden war, verwendeten dieses Symbol ebenfalls.

Karlheinz Weißmann hat mit Das Hakenkreuz ein Buch vorgelegt, dessen Bestreben es ist, auf die wirkliche Bedeutung dieses uralten Symbols aufmerksam zu machen. Nicht die zwölf Jahre Nationalsozialismus sind, in Bezug aus die Swastika, von ausschlaggebender Bedeutung, sondern sein Wirken in der Geschichte, bei vielen Völkern, Nationen und Religionen.

Er zeigt aber auch die Macht, welche ein Symbol erlangen kann. Mit dem Verbot der Abbildung eines Symbols soll auch dem, was dieses Symbol repräsentiert, Einhalt geboten werden. Dem Nationalsozialismus ist es gelungen, das Hakenkreuz zu diskreditieren und seiner ursprünglichen Bedeutung zu berauben. Das ist tragisch. Viel tragischer ist allerdings das Mißtrauen, welches die modernen europäischen Staaten ihren Bürgern entgegenbringen und die Ignoranz mit der sie diesem Symbol begegnen.

Die Geschichte des Hakenkreuzes spannt einen großen Bogen zwischen Kulturen und Völkern und ihrer Verwobenheit mit der Zeit. Es spricht, so der Karlheinz Weißmann zu Recht, "Tiefenschichten des menschlichen Bewußtsein" an. In diesem Sinn, nämlich der Befreiung des Symbols von seinem Mißbrauch, ist dieses hervorragende Buch zu lesen.




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