Buchkritik -- Adam Hochschild -- Der Große Krieg

Umschlagfoto, Adam Hochschild, Der Große Krieg, InKulturA Es ist ärgerlich, wenn ein Verlag die deutsche Ausgabe eines englischsprachigen Buches herausgibt und, aus welchen Gründen auch immer, darauf verzichtet, den Originaltitel adäquat zu übersetzen. So auch bei dem Werk von Adam Hochschild, aus dessen Originaltitel "To end all wars: A story of loyalty and rebellion" der Klett-Cotta Verlag den deutschen Titel "Der Große Krieg: Der Untergang des Alten Europa im Ersten Weltkrieg 1914-1918" machte.

So fühlt sich dann auch der Leser getäuscht, denn die Intention des Autors ist eine ganz andere, als es die deutsche Ausgabe vermuten lässt. So ist es für Hochschild in erster Linie wichtig, den Verlauf des Ersten Weltkriegs und die Entwicklung, genauer gesagt, den bürgerlichen Widerstand, gegen die britische Kriegsbeteiligung zu untersuchen.

Adam Hochschild verbindet dann auch den Kriegsverlauf, der über lange Zeit zu Ungunsten der Alliierten verlief, mit den Protestbewegungen im Heimatland. Daraus ergibt sich ein breit angelegtes Panorama menschlicher Dramen. Ausgehend von den von Großbritannien bislang geführten Kriegen gegen Aufständische in den britischen Kolonien, war die militärische Führung der irrigen Meinung, dass auch die Kämpfe gegen die deutschen Truppen an der Westfront mit schneidigen Kavallerieattacken zu gewinnen sind. Eine fatale Fehlentscheidung, von der die führenden Militärs auch nach Entrichtung eines fürchterlichen Blutzolls seitens englischer Truppen nur widerstrebend Abstand genommen haben.

Der Autor, ein US-amerikanischer Journalist, beschreibt die Kämpfe an der französischen Westfront mit groß angelegtem Pathos, verzichtet jedoch, und das ist das große Manko dieses Buches, auf die korrekte historische Darstellung der Gründe, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs geführt haben. So ist seine oft wiederholte These von der Alleinschuld Deutschlands, ja gar von der Kriegslüsternheit Kaiser Wilhelm II. und seiner militärischen Berater inzwischen wissenschaftlich nicht mehr haltbar. Aus welchen Gründen Adam Hochschild hinter den historischen Forschungsstand zurückfällt, darüber kann nur spekuliert werden.

Was der Autor jedoch mit seinem Buch zeigt, ist der Wahnsinn, dem die politischen Führer des frühen 20. Jahrhunderts zum Opfer gefallen sind und die mehr als 9 Millionen Menschen das Leben kosteten.

Da der Schwerpunkt des Buches jedoch auf der Darstellung des Widerstands britischer Bürger gegen die Kriegsbeteiligung Englands liegt, ist der Gewinn, den die Leser der deutschen Ausgabe aus dem Werk von Adam Hochschild ziehen können, deutlich eingeschränkt. Das jedoch ist nicht dem Autor anzulasten, sondern dem Klett-Cotta Verlag aufgrund des irreführenden Titels der deutschen Ausgabe.




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Veröffentlicht am 23. November 2013