Jonas Jonasson -- Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Umschlagfoto  -- Jonas Jonasson, InKulturA Allan Karlsson wird heute 100 Jahr alt und hat die Schnauze voll. Von den anderen Alten und besonders von Schwester Alice. Die verbietet ihm nämlich das Rauchen und seinen Schnaps. Aus diesem Grund verschwindet er durch sein Zimmerfenster und löst damit eine hektische Polizeiaktion aus, die sowohl die Medien, als auch einen Staatsanwalt, der sich zu Höherem berufen fühlt, in Atem hält.

Der Alte hat es faustdick hinter den Ohren. Im Lauf seiner Exkursion macht er die Bekanntschaft mit skurrilen Typen und Möchtegerngangstern und bleibt aufgrund seiner stoischen Lebenseinstellung immer Herr der Situation. Der Zufall spielt ihm einen Koffer mit Geld in die Hände, von dem er sich so schnell nicht wieder trennen will. Karlsson lernt neue Freunde kennen, die, genau wie er, eine Lebenseinstellung besitzen, die etwas von der der großen Masse abweicht.

Jonas Jonasson hat in seinem Buch Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand zwei Handlungsebenen angelegt. Neben den Erlebnissen von Allan und seinen neuen Freunden finden immer wieder Rückblenden auf das Leben des Alten statt. Der war persönlich bekannt mit solch illustren Figuren der Weltgeschichte wie Stalin, Franco, Roosevelt und Truman. Auch mit Mao Tse-tung, Kim Il-sung und Kim Jong-il verkehrte er auf Augenhöhe. In den USA hat er zum Bau der Atombombe beigetragen, in der UdSSR die Stadt Wladiwostok in Brand gesteckt und dem Führer von Nordkorea 300 sowjetische Panzer versprochen.

Allan Karlsson ist herumgekommen in der Welt. Eines hat er niemals verloren, seine unerschütterliche Ruhe. "Es kommt, wie es kommt", dieser Spruch, der auch das Motto seiner Mutter gewesen ist, begleitete ihn sein ganzes Leben lang. Abseits jeglicher politischer Interessen und Meinungen, beides langweilt Allen bis zum Erbrechen, ist er doch derjenige, der immer den Durchblick hat. Politiker erweisen sich schnell als Dummköpfe und Schwadronierer.

Ist das Leben, das bereits hinter Allan liegt, aufregend, so ist es die Gegenwart noch viel mehr. Verfolgt von Polizei und Presse, gelingt es Allan und seinen neuen Freunden ihre Interessen durchzusetzen und den Staatsanwalt, der sich bereits als Held gefeiert sieht, auszutricksen.

Jonas Jonasson hat ein Buch geschrieben, das ebenso ein Roadmovie wie auch ein Schelmenroman ist. Mit Witz, viel Phantasie und philosophischer Ironie nimmt es die gängigen Klischees von politischen Führern und der ihnen nachgesagten Überlegenheit über das gemeine Volk aufs Korn. In Wirklichkeit regiert der Zufall - und Allan. Kein Weltgeist bestimmt das Schicksal, sondern Irrsinn und Hybris.

Es kann kommen, wie es kommt, Allan Karlsson bleibt sich selber treu. Ohne große Emotionen aber immer aufgeschlossen gegenüber seinen Mitmenschen, wandert er trotz Gulagaufenthalt und anderer Widrigkeiten, immer mit positiver Lebensaufassung durch die Welt. Manche mögen das Gleichgültigkeit oder Lethargie nennen, doch am Schluss triumphieren Allan und seine Freunde.

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand ist ein erfrischendes und über die Maßen erheiterndes Buch. Wer es zur Hand nimmt, der läuft Gefahr während er Lektüre mehrmals in schallendes Gelächter auszubrechen. Wer schon lange keine gute Laune mehr gehabt hat, der sollte dieses Buch als medizinische Indikation betrachten - und lesen.




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