Buchkritik -- Andreas Krusch -- Das Joshua Gen

Umschlagfoto, Andreas Krusch, Das Joshua Gen, InKulturA Die Apokalypse ist Wirklichkeit geworden. Die biblischen Plagen haben den größten Teil der Menschheit vernichtet. Nur vereinzelt gibt es noch menschliches Leben, das sich in Abwasserkanälen und U-Bahntunneln verstecken muss. Zehn Jahre zuvor, flehte der Papst den amerikanischen Präsidenten an, eine Atombombe über dem Petersplatz zu zünden.

Einen verstörenden Endzeitroman hat Andreas Krusch da mit "Das Joshua Gen" geschrieben. Eine Katastrophe hat die Menschheit heimgesucht und es besteht wenig Hoffnung auf Rettung.

Krusch nimmt den Leser mit auf eine Tour des Schreckens. Erzählt mit viel Rückblenden erfährt man, wie es zu diesem menschlichen Desaster gekommen ist. Der Grund dafür liegt viele hundert Jahre zurück und der Taxifahrer Vince wird im New York der Neuzeit in den Strudel der verhängnisvollen Ereignisse gerissen, als er einer jungen Frau Hilfe leisten will. In diesem Augenblick ahnt er noch nicht, dass es keine Hilfe mehr gibt.

Der Roman spielt virtuos mit den Ängsten des Lesers, die sich, da universal, längst tief in das kollektive Bewusstsein der Menschen eingegraben haben. Was geschieht, wenn, aus welchen Gründen auch immer - im Buch wird eine davon beschrieben - es Wissenschaftlern gelingt, die Schöpfung im Labor neu zu kreieren? Was passiert, wenn der Mensch sich anmaßt, all das zu verwirklichen, was wissenschaftlich möglich ist?

"Das Joshua Gen" ist eine fiktive Sammlung von Schriften der Überlebenden, die, wenn es sie noch geben sollte, der Nachwelt darüber berichtet, aus welchen Gründen die Menschheit jetzt um ihr Überleben kämpfen muss. Es ist ein Roman, der so ganz abseits des gängigen Endzeitgenres, tief, sehr tief in eine menschliche Grundangst eintaucht und seine Leser mit viel Gespür für psychologische Effekte fast dazu zwingt, Seite für Seite, sich den geschilderten Ereignissen auszuliefern.

Die Offenbarung des Johannes als religiöse Endzeitvorstellung, wissenschaftliche Hybris und die Ohnmacht des Individuums angesichts der entfesselten Kräfte, daraus hat Andreas Krusch mit "Das Joshua Gen" einen Roman gemacht, der den Leser auch lange nach Beendigung der Lektüre noch gefangen hält.




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Veröffentlicht am 10. Dezember 2013