Familienunternehmen waren und sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Sie spielen bei dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen eine herausragende Rolle. Eine Studie des Institut für Mittelstandsforschung Bonn kommt zu dem Ergebnis, dass ca. 95 Prozent der in Deutschland ansässigen Betriebe und Firmen Familienunternehmen sind, die 41,5 Prozent des Umsatzes aller Unternehmen erwirtschaften und zudem 57 Prozent der Arbeitsplätze stellen.
Horst Poller zeigt in seinem Buch Firma und Familie die Geschichte der Firma Junghans, die seit nunmehr 150 Jahren in Schramberg, einer Stadt im mittleren Schwarzwald, produziert werden. Wie bei fast allen Betrieben, die sich in Familienbesitz befinden, war auch bei Junghans der kontinuierlich gelingende Übergang der Generationen von unschätzbarem Wert für den Erfolg des Unternehmens.
Der Autor, von 1952 bis 1964 bei Junghans beschäftigt, erzählt quasi als Insider über die Firmengeschichte dieses Familienunternehmens. Flexibilität und Innovationskraft, aber auch der Einsatz persönlicher Mittel brachten die Marke Junghans zu Weltruhm. Nicht immer reichen die eigenen finanziellen Mittel aus, um auf einem stark umkämpften Markt bestehen zu können. Aus diesem Grund ist es für jeden von einer Familie geführten Betrieb von eminenter Wichtigkeit, über die Art der Finanzierung die Kontrolle zu behalten.
Die größte Krise bei Junghans Uhren trat dann auch folgerichtig ein, als im Geheimen Firmenaktien gekauft wurden und 1956 eine feindliche Übernahme durch die Firma Diehl aus Nürnberg stattfand. Dezent, aber zwischen den Zeilen deutlich lesbar weist Poller darauf hin, dass diese Übernahme im Anschluss an den Aktienaufkauf nur mit dem Wissen des damaligen Direktors der Deutschen Bank in Stuttgart, Dr. Trudbert Riesterer, der ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender bei Junghans gewesen ist, zustande kam.
Die Firmenpolitik des neuen Mehrheitsaktionärs, ein sich veränderndes Käuferverhalten und die zunehmende Konkurrenz aus Fernost brachten Junghans Uhren in schweres Fahrwasser. Nach einer wechselvollen Geschichte in den Jahren 200-2008 drohte sogar der Konkurs, der jedoch durch das finanzielle Engagement des Schramberger Unternehmers Dr. Hans-Jochem Steim und seinem Sohn Hannes Steim abgewendet werden konnte.
Firma und Familie ist ein Buch, das auch als ein Beispiel für die vielen von Familien geführten Betriebe in Deutschland gelesen werden kann. Abgerundet wird dieser Band von einem umfangreichen Bildteil.
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