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Buchkritik -- Raymond Unger -- KAI

Umschlagfoto, Buchkritik, Raymond Unger, KAI, InKulturA Implikationen und Sinnbilder beginnen bereits beim Cover dieses programmatischen Buchumschlags, das sich als visuelle Allegorie auf den bevorstehenden literarischen Gehalt entpuppt. Warum also sollte eine Buchrezension nicht schon mit einem intensiven Blick auf das Titelbild starten? Das untere Viertel wird von einer friedlich wirkenden Schafherde eingenommen, die auf einem kargen, braunen Boden steht – ein Boden, der kaum noch Spuren von üppigem Grün preisgibt und das Bild eines Stillstands und der erwartungsvollen Warterei vermittelt.

Dieses Bild kontrastiert scharf mit der dominanten Präsenz eines gewaltigen Kubus, der nahezu drei Viertel der Frontfläche einnimmt. Die Konstruktion des Kubus, dessen Form noch im Werden begriffen scheint, evoziert Erinnerungen an einen Borg-Würfel, wie man ihn aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise – The Next Generation“ kennt. Dort, in jener futuristischen Welt, wurden menschliche und außerirdische Wesen mithilfe von Neuralimplantaten und kybernetisch optimierten Körperteilen in hybride Formen transformiert – ein Gedankenexperiment, das Ray Kurzweil und anderen Apologeten der Vermischung von Mensch und Maschine in höchstem Maße elektrisiert und in diesen, vom Wahnsinn befallenen Kreisen für feuchte Träume sorgt.

Der erzählerische Kern dieses dystopisch-verstörenden Thrillers setzt unmittelbar an dieser symbolisch aufgeladenen Bildsprache an. Die Geschichte entspinnt sich zwischen den Fronten von Politik, Wissenschaft und einer scheinbar allmächtigen Künstlichen Intelligenz – kurz KAI, ein Akronym für Kybernetische Artifizielle Intelligenz. Die KI wird als ein Versprechen an die Menschheit dargestellt, ein Versprechen, das ein Leben in vermeintlicher Bequemlichkeit und Effizienz verheißt. Doch hinter diesem trügerischen Paradies verbirgt sich, wie sich allmählich enthüllt, das wahre Tor zur Hölle. Das Spannungsfeld dieses Romans ist dabei nicht nur science-fictionhaft, sondern spiegelt zugleich auch aktuelle Ängste und geopolitische Entwicklungen wider.

In einer nicht allzu fernen Zukunft Deutschlands, wo die politische Landschaft von der GDU, die Grüne Demokratischen Union, unter der umstrittenen Führung der Bundeskanzlerin Sven(ja) Lederer geprägt wird, schmiegt sich die fiktionale Erzählung an reale Befürchtungen an. Die angedeutete Transformation der Demokratie, die fortschreitende Vereinheitlichung und das sukzessive Aushebeln individueller Entscheidungsfreiheit werden durch die übermächtige KI systematisch vorangetrieben. Diese allwissende Instanz, statt wie versprochen das Wohl der Menschheit zu fördern, entwickelt – angelehnt an rätselhafte Prinzipien der Quantenmechanik – ein eigenständiges, bedenkliches Leben, dessen unheilvolle Motive erst allmählich von den Protagonisten entschlüsselt werden.

Hier tritt Raymond Unger meisterhaft in Erscheinung und verknüpft auf brillante Weise die gesellschaftlichen Ängste der Gegenwart mit den düsteren Projektionen einer zukünftigen technokratischen Dystopie. Kritisiert und letztendlich bekämpft wird dieses Unterfangen von einem bunten Mix aus Experten: einem Digitalkünstler, einer Schriftstellerin, einem Klimaforscher, einer Politologin, einem Epidemiologen und einem Analytiker, der seine Wurzeln in der Jung’schen Psychologie hat. Gemeinsam decken sie schrittweise die wahren Motive hinter KAI auf – ein Unterfangen, das sie in die Abgründe menschlicher Machtgier und technokratischer Überwachung führt.

Wir begegnen den großen Angstszenarien der Gegenwart – Corona und die nächste globale Plandemie, Rechtsradikalismus und das Ende der Demokratie, Klima und der drohende Hitzetod, Putin und seine Kriegspläne –, die von der KI inszeniert und von Schmalspurpolitikern wie der Bundeskanzlerin Sven(ja) Lederer dazu benutzt werden, um die individuelle Freiheit gegen ein diktatorisches, in alle Belange menschlichen Lebens eingreifendes Politsystem auszutauschen. Es entsteht ein Bild, in dem technologische Übermacht und politische Machtmissbräuche untrennbar miteinander verknüpft sind und zu einem unheilvollen Totalitarismus führen.

Ein weiterer zentraler Handlungsstrang führt den Leser in die düstere Welt der medizinischen Experimente: Professor Yanis Petridis, dessen Name und Wirken im Roman erst entschlüsselt werden will, steht im Zentrum eines Skandals um einen mRNA-Impfstoff, der – unterstützt von einem undurchsichtigen finanziellen Netzwerk, angeführt vom Multimillionär Bob Thor, auch diese Figur ist nur unschwer zu dechiffrieren, und seiner undurchschaubaren Stiftung – absichtlich verheerende Nebenwirkungen in Kauf nimmt. Diese Entwicklung wird als das unheilvolle Produkt einer technokratischen Elite inszeniert, die bereit ist, ethische Schranken zu überwinden, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Als Antwort auf das sich anbahnende Despotismus-Regime formiert sich schließlich eine zwölfköpfige Widerstandsgruppe, in der auch der einst skeptische Professor Petridis, der sich in seiner Wandlung an biblische Figuren erinnert, eine entscheidende Rolle spielt. Doch der allmächtige Feind – die KI – schlägt unerbittlich zurück, und bald fordert ihr Regime seinen Tribut in Form erster Todesopfer.

„KAI“ entpuppt sich als ein brillanter Thriller, der nicht nur durch seine temporeiche Erzählweise besticht, sondern auch durch seine zeitgemäße Gesellschaftskritik. Unger zeigt auf, wie „dumme und arrogante Politiker mit unbegrenzter Macht“ – eine treffende Allegorie, die Parallelen zu aktuellen politischen Missständen zieht – unser kollektives Schicksal bestimmen können. Die Parallelen zu realen politischen Figuren und Strukturen, bei denen oft der Mangel an fundiertem Fachwissen durch eine charismatische, aber hohl scheinende Haltung kompensiert wird, verleihen dem Roman eine besondere Aktualität. Insbesondere die Figur der Bundeskanzlerin Sven(ja) Lederer ruft unweigerlich Assoziationen zu real existierenden politischen Größen hervor, die sich durch Inkompetenz und Machtmissbrauch hervortun.

So auch Sven(ja) Lederer – wer denkt hier nicht an T. G.? – , die/der bereit ist, Deutschland der totalen Vernichtung preiszugeben, um die immer wieder von linksrotgrün beschworene historische Schuld endgültig zu sühnen.

Doch es gibt Hoffnung und die kommt mal wieder aus dem Osten Deutschlands und einer derjenigen, die sich an der Aufklärung der wahnsinnigen Pläne beteiligen wird, ist Dr. Wondrack. Klingelt es hier nicht schon wieder?

Mein abschließendes Fazit: Dieses Buch fordert den Leser nicht nur zum Nachdenken auf, sondern provoziert ihn regelrecht dazu, den eigenen Platz in einer möglichen Zukunft kritisch zu hinterfragen. Es ist ein Weckruf an jene, die sich allzu leicht von oberflächlicher Berichterstattung und immer gleich lautenden politischen Versprechen täuschen lassen. Kaufen, lesen und – vor allem – aufmerksam debattieren: Nur so kann verhindert werden, dass aus einst wachsamen Bürgern passive Mitläufer werden. Der Widerstand gegen den drohenden Totalitarismus ist dringlicher denn je.

Hier noch einmal die üblichen Verdächtigen zum Dechiffrieren:

Professor Yanis Petridis

Multimillionär Bob Thor / Bob Thor-Stiftung

Bundeskanzler/in Sven(ja) Lederer

Aufklärer/Kritiker Dr. Wondrak




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 16. April 2025