Diese Webseite benutzt keine Cookies!!!.
In einem Wohnmobil wird eine grausam zugerichtete Leiche entdeckt – das Opfer wurde mit brutaler Präzision und einer erschreckenden Skrupellosigkeit regelrecht abgeschlachtet. Mit einer Axt in vier Teile zerlegt, zeugt der Fund von einer Kaltblütigkeit, die selbst erfahrene Ermittler verstummen lässt. Doch noch verstörender ist die Szene, die sich den Pilizisten im Inneren des Wohnmobils bietet: Ein Junge schläft tief und scheinbar friedlich – sein Kopf ruht auf einem abgetrennten Arm, als wäre es das Normalste auf der Welt. Der junge Mann, der sich als der 17-jährige Hugo entpuppt, leidet seit frühester Kindheit an einer äußerst seltenen und schweren Form des Schlafwandelns.
Hugo lebt mit seinem Vater Bernard, einem gefeierten Schriftsteller, und seiner Stiefmutter Agneta, einer engagierten Journalistin, zusammen. Seine leibliche Mutter Claire verließ die Familie, als er noch ein kleines Kind war, eine Wunde, die für Hugo nie verheilt ist. Der Verlust und die damit einhergehende emotionale Leere haben ihn zu einem rebellischen Teenager werden lassen, dessen innere Unruhe sich nicht nur in Trotz und Widerstand äußert, sondern auch in seinem rastlosen Geist. Seit Jahren wird er von dem Psychiater Lars betreut, der versucht, Hugos schlafwandlerische Episoden unter Kontrolle zu bringen. Doch als Hugo unter Hypnose befragt wird, offenbart er beunruhigende und höchst verstörende Details über den Mord – Hinweise, die nicht nur seine eigene Rolle infrage stellen, sondern auch die Existenz einer vermeintlichen Täterin ins Spiel bringen, deren Identität ein Rätsel bleibt.
Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, tauchen weitere Leichen auf, grausam zugerichtet und nach demselben perfiden Muster hingerichtet. Ein psychopathischer Serienkiller treibt sein Unwesen, und die Ermittler stehen vor einem Fall, der in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Psyche führt.
Leserinnen und Leser, die mit den Vorgängerromanen des schwedischen Erfolgsduos Lars Kepler vertraut sind, wissen, worauf sie sich einlassen, und auch im mittlerweile zehnten Band der Reihe werden sie nicht enttäuscht. Wieder einmal liefern die Autoren eine düstere, gnadenlose Erzählung ab, die von schockierenden Morden, psychotischen Tätern und Figuren geprägt ist, die sich in einem ständigen inneren Kampf mit ihren eigenen Dämonen befinden. Kaum jemand in dieser Geschichte ist psychisch stabil; genau das macht die besondere Atmosphäre dieser Thrillerreihe aus.
Einmal mehr steht der eigenwillige Ermittler Joona Linna im Zentrum des Geschehens. Doch seine Arbeit wird diesmal zusätzlich erschwert: Ihm wird ein neuer Vorgesetzter vor die Nase gesetzt – ein junger, ehrgeiziger Mann, der mit seinem Billardtisch im Büro und seiner forschen Art sofort klarmacht, dass er seinen eigenen Kurs verfolgt. Besonders brisant: Er lehnt Linnas Wunsch nach einer Zusammenarbeit mit Saga Bauer strikt ab. Die Ermittlerin, die noch immer mit den Nachwirkungen ihres letzten Falles kämpft, wäre für Linna eine unverzichtbare Partnerin, doch sein neuer Chef setzt alles daran, sie aus dem Geschehen herauszuhalten. Diese Dynamik verspricht nicht nur Spannungen innerhalb des Teams, sondern könnte auch die Ermittlungen gefährlich behindern. Man darf gespannt sein, wie sich die Zusammenarbeit – oder vielmehr die Konfrontation – im hoffentlich bald erscheinenden Folgeband weiterentwickeln wird.
Trotz kleinerer Ungereimtheiten bleibt der Thriller ein weiteres Highlight der Reihe. Besonders eine Szene sorgt für Stirnrunzeln: Linnas Chef verweigert ihm das Einsatzkommando bei der Verhaftung einer dringend der Morde verdächtigen Person, während zwei seiner Kollegen kurz vor diesem Zugriff in eine absurde politische Debatte verfallen. Ernsthaft? Dennoch, wenn man die bisweilen überstrapazierte schwedische politische Korrektheit nur am Rande registriert, bleibt dieser Roman ein durch und durch fesselnder Beitrag zur erfolgreichen Reihe um Joona Linna. Ein düsterer, hochspannender Thriller, der mit jeder Seite unter die Haut geht.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 11. März 2025