Buchkritik -- Phlip Kerr -- Die Hand Gottes

Umschlagfoto, Phlip Kerr, Die Hand Gottes, InKulturA Philip Kerr ist Fußballfan und Autor von spannenden Kriminalromanen. Sein zweites Buch über Scott Manson, den charismatischen Cheftrainer von Englands Erstligisten London City ist neben einem Krimi eine gnadenlose Demontage der "schönsten Nebensache der Welt". Tief taucht der Autor ein in die Abgründe, die wirtschaftlichen und finanziellen Interessen (nicht nur) russischer Vereinsbesitzer, für die das Spielermaterial in erster Linie Optionen zur Gewinnmaximierung darstellt.

Überhaupt die Spieler, die sich, wie es Kerr den ukrainische Clubchef und Ex Mafiaboss Sokolnikow ausdrücken lässt, oftmals als Psychopathen erweisen, die nur das Fußballspielen davor bewahrt, kriminell zu werden oder gar in einer geschlossenen Anstalt zu enden. Jeder dieser Multimillionen verdienenden Kicker ist im Grunde ein kleiner Junge, dem es an Erziehung und Bildung fehlt und im normalen Leben würden diese Typen allesamt scheitern.

Es ist die krude Welt des Profifußballs, in die Philip Kerr eintaucht. Es ist das zwielichtige Milieu von russischen und arabischen Vereinsbesitzern, afrikanischen Spielervermittlern, und auch an den Funktionären der FIFA- und UEFA lässt der Autor kaum ein gutes Haar.

So wundert es nicht, wenn es fast ein Drittel des Romans benötigt, um daraus einen Krimi zu machen. Erst spät taucht die erste Leiche, der Topstürmer der Mannschaft, auf, gefolgt vom mysteriösen Tod eines Escortgirls. Wieder einmal ist Scott Manson, der Ermittler wider Willen genötigt zu recherchieren, denn die griechische Polizei hält die gesamte Mannschaft fest und verbietet ihr die Ausreise. Fatal, denn zuhause wartet ein Millionen Euro einbringendes Fußballspiel.

"Die Hand Gottes" ist weniger ein Kriminalroman, dazu ist Scott Mansons Detektivarbeit doch etwas arg konstruiert, sondern eine Abrechnung mit dem Profifußball, der hinter der für die Öffentlichkeit zugänglichen Fassade eine Welt der Heuchelei und eines gnadenlosen Kapitalismus darstellt.




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Veröffentlicht am 16. April 2016