Buchkritik -- Michael Klonovsky -- Jede Seite ist die Falsche

Umschlagfoto  -- Michael Klonovsky  --  Jede Seite ist die Falsche In Zeiten in denen sich die politischen Ziele und Aussagen der Parteien bis zum Verwechseln ähnlich sind, die öffentlichen und veröffentlichten Medien als Volkserzieher generieren und eine bleierne Konsens-Atmosphäre über der Republik liegt, tut es gut, wenn einmal ein kleines Zeichen von Klugheit und Durchblick erscheint.

Michael Klonovsky hat einen kleinen Band mit Aphorismen veröffentlicht, der nun wirklich total gegen den Geist der Zeit geschrieben ist. Ob Politikbetrieb, Wissenschaft, zwischenmenschliches oder öffentlich verlauteter Unsinn, der Autor findet für alles politisch unkorrekte Worte.

Der Aphorismus als pointierte Reflektion einer augenblicklichen Situation ist das ideale Werkzeug um dem alltäglich erfahrbaren Wahnsinn eine Aussage gegenüber zu stellen. Es ist bei den Aussagen Klonovskys wie mit des Kaisers neuen Kleidern. Alle sehen seine Nacktheit, doch niemand traut sich, es auszusprechen. Der Autor dagegen positioniert sich eindeutig. Geschwafel ist nicht seine Sache und so kommt der Leser zu dem Vergnügen eindeutiger Artikulationen.

Jede Seite ist die Falsche ist mit so spitzer Feder geschrieben, dass man um den Autor fast Angst bekommen muss und sich fragt, ob ihm seine treffenden, aber politisch unkorrekten Aussagen keine beruflichen Probleme bereiten werden, denn immerhin ist er der Chef vom Dienst beim Magazin "Focus" - ebenfalls einer meinungsmachenden Institution in diesem Land.

Der Autor stellt öffentlich zur Schau gestellte Heuchelei, Unredlichkeit im politischen Betrieb, Scheinheiligkeit in so manch einer öffentlich getätigten Aussage genauso dar, wie die kleinen privaten Kriege des Alltags. Sein Lieblingsthema ist jedoch die Bigotterie der selbsternannten Gutmenschen, deren pseudo verständnisvolle Ermahnungen von ihren gar nicht so friedlichen Methoden konterkariert werden. Sein Blick ist scharf, seine Aphorismen noch viel schärfer.

"Seit 1968 findet ein Prozess gegen Deutschland statt, bei dem nur Belastendes, nie Entlastendes ermittelt wird" - schon dieser Spruch reicht eigentlich aus, um die selbsternannten Tugendwächter zur Reaktion zu zwingen. Klonovsky kümmert sich einen Dreck um deren Probleme und macht hart bis ironisch weiter - "Ich mag den Feminismus. Er ist ein froher Botschafter. Wo er auftritt, gibt es keine wirklichen Probleme". Das sitzt und passt!

Fazit: Lesen und das Buch weiterempfehlen.




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