Buchkritik -- Donna Leon -- Endstation Venedig

Umschlagfoto  -- Donna Leon  --  Endstation Venedig Ein Toter treibt auf den Kanälen von Venedig. Für den Vorgesetzten von Commissario Brunetti ist es ein klarer Fall von Raubmord und er möchte den Fall so schnell wie möglich gelöst sehen. Guido Brunettio ist, wie so oft, anderer Meinung und stellt Nachforschungen an. Dabei kommt er einem Umweltskandal auf die Schliche.

Wieder ist es Donna Leon gelungen einen typisch italienischen Kriminalroman zu schreiben. Das Lebenstempo und die Art und Weise bestimmte Dinge zu sehen, gibt es nur in Italien. Alle Personen im Roman sind keine Frühaufsteher, (Dienstbeginn um acht Uhr morgens gilt schon als Zumutung), Mittagspausen werden ausgiebig gemacht und überhaupt kam vieles auch erst Morgen geschehen.

In diese Idylle hinein geschehen zwei Morde, die miteinander in Verbindung stehen. Obwohl auf Befehl von "oben" die Ermittlungen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollen, geht Brunetti allen Spuren nach. Sie führe ihn schnell in die höchsten Wirtschafts- und Politikerkreise. Er muß feststellen, das auch sein Schwiegervater irgendwie in die Machenschaften verwickelt ist.

Die Autorin beschreibt auch in diesem Roman wieder eine reine, italienische, Männerwelt. Verantwortung versteckt sich hinter einflußreichen Positionen, Macht wird auf eine undurchschaubare Weise ausgeübt und die eigentlich Schuldigen bleiben im Dunkeln.

Auf den letzten einhundert Seiten hatte ich manchmal den Eindruck, das die Autorin von ihrer bis dahin gezeigten Sympathie mit dem typisch italienischen System abgeht und voller Wut die folgenden Ereignisse schildert. Der Roman endet pessimistisch, da die wirklich Verantwortlichen verdeckt bleiben und nicht ermittelt werden können. Commissario Brunetti durchschaut zwar alles und erkennt die Zusammenhänge, doch findet er keinen Schuldigen, denn das System ist zu gut abgeschirmt.

Er weiß, das sich dieser Fall überall und immer wiederholen kann, denn die Poliker sind bestechlich. Er hat den Fall zwar gelöst, doch er ist der Verlierer. Er hat alles verstanden, doch er kann es niemand sagen, weil die Hintermänner, gedeckt und beschützt von einflußreichen Personen, immer noch agieren können.

Ein bedrückend realistischer Roman.




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