Buchkritik -- Hans Leyendecker -- Die Korruptionsfalle

Umschlagfoto  -- Hans Leyendecker  --  Die Korruptionsfalle Im Gegensatz zur internationalen PISA-Studie, in der Deutschland weit abgeschlagen auf einem der letzten Plätzen rangiert, belegt sie in der Weltrangliste der Bananenrepubliken den beachtlichen achtzehnten Platz. Korruption, Vorteilsnahme, Bestechung, schwarze Konten und Ämterpatronage nehmen immer mehr zu. Aufträge der öffentlichen Hand werden zum sprichwörtlichen Groschengrab für die Steuerzahler. Für die daran beteiligten Firmen und deren schamlose Helfer in Parteien und Politik jedoch sind sie überaus lukrative Gelegenheiten zum Geldverdienen.

Hans Leyendecker hat in seinem Buch Die Korruptionsfalle einige exemplarische Fälle beschrieben. Ob es sich dabei um die Kirchaffäre oder um den Kölner Müllskandal handelt, die Strategie ist immer die gleiche. Lobbyisten versuchen, sich Politiker und öffentliche Entscheidungsträger gewogen zu machen. Das ist an sich nichts schlimmes, sondern es entspricht schon den Regeln der Demokratie, daß sich bestimmte Einflußgruppen bilden, um ihre jeweiligen Interessen so gut wie möglich durchzusetzen. Anrüchig und kriminell wird es jedoch dann, wenn die Transparenz der Entscheidungswege nicht mehr vorhanden ist und alle beteiligten Parteien ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

Nüchtern und sachlich legt Leyendecker die Fakten dar. Er schreibt über Netzwerke und Männerfreundschaften, deren einziges Ziel es ist, den eigenen Nutzen auf Kosten der Allgemeinheit zu steigern. Die Schauplätze sind beliebig austauschbar. Wuppertal so gut wie Düsseldorf, München so gut wie Trier. Die Mechanismen sind immer die gleichen. Die an diesen Manipulationen beteiligten Personen haben keinerlei Unrechtsbewußtsein. Für Alt-Kanzler Kohl war das Ehrenwort, welches er den dubiosen Spendern gab, bindender als die Gesetze dieses Landes. Die Loyalität, besser ausgedrückt, die Komplizenschaft ist stärker als die Angst vor juristischen Folgen. Nicht selten wird von der Politik zudem der Versuch unternommen, die Ermittlungen, wenn nicht schon zu stoppen, so doch wenigstens auszubremsen.

Nun ist Bestechung und Ämterpatronage beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Die typisch menschliche Schwäche der Gier und der immerwährende Reiz des Geldes ist eine Begleiterscheinung der menschlichen Entwicklung. Das Problem besteht vielmehr darin, daß durch die Verfilzung von privatwirtschaftlichen Interessen und politischen Entscheidungen die Transparenz der Demokratie und die gesellschaftlichen Regeln zu Schaden kommen. Wer kann es einen Normalverdiener noch verdenken, wenn er bei seiner Versicherung mit einem manipulierten Schaden abkassiert, wo doch Wirtschaftsbosse und Gewerkschafter sich selber schamlos bereichern. So geschehen bei der Ausplünderung des Mannesmann-Konzerns, die in der Öffentlichkeit als sogenannte feindliche Übernahme dargestellt wurde.

Dieses Buch macht unbeschreiblich wütend und es erregt geradezu einen Ekel vor bestechlichen Politikern und ebensolchen Managern. In Zeiten wie diesen, in denen der arbeitenden Bevölkerung immer mehr finanzielle Opfer zugemutet werden und in denen Arbeitslose nur staunend auf die Millionenabfindungen gescheiterter und erfolgloser Manager blicken, ist es mehr als kriminell, wie schamlos sich unsere politische Klasse bereichert. Das Buch von Hans Leyendecker rüttelt auf und macht die Problematik deutlich, doch der Leser weis genau, daß er außer der zunehmnenden Wut in seinem Bauch nichts verhindern kann.




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