Buchkritik -- Niklas Rådström -- Der Librettist

Umschlagfoto  -- Niklas Rådström  --  Der Librettist Der Name Lorenzo da Ponte ist wohl auf ewig mit dem von Wolfgang Amadeus Mozart verbunden. Für dessen große Opern "Figaros Hochzeit", "Don Giovanni" und "Così fan tutte" schrieb er die Texte. 1749 als Emmanuele Conegliano im heutigen Vittorio Veneto in der Region Venetien geboren, war da Ponte eine der schillerndsten Figuren in einer Epoche, die so überaus reich war an universellen Künstlern und Entrepreneurs der eigenen Person.

Dichter, Musiker, Privatlehrer, Professor für italienische Literatur am Columbia College in New York, Branntweinhändler und Verleger sind nur einige Berufe, in denen er sich mal mehr, mal weniger erfolgreich versucht hat. Nicht zu vergessen sein großes Interesse für das weibliche Geschlecht, das ihn mehr als einmal dazu zwang, sein Leben neu zu orientieren. Es war eine faszinierende Zeit, dieses 18. Jahrhundert, in dem Männer und auch Frauen über künstlerische und intellektuelle Lebensläufe verfügten, die heute jedes Curriculum Vitae bestenfalls als gebrochen erscheinen lassen würden.

Niklas Rådström hat diesem Mann seinen Roman Der Librettist gewidmet. Er erzählt die Lebensgeschichte dieses vielschichtigen Charakters mit da Pontes eigenen Worten. In der Rückschau betrachtet er die Stationen seines Lebens. Als Jude geboren, zum Katholizismus übergetreten, 1769 ins Priesterseminar eingetreten und 1773 die Priesterweihe erhalten. Venedig, Dresden, Wien, Prag, London und New York waren die Stationen seines Lebens, an denen er seine Triumphe aber auch seine Niederlagen erlebte.

Der Librettist ist jedoch nicht nur die Lebenserinnerung eines Mannes, sondern gleichzeitig auch das Portrait eines Zeitalters, dass so viele ungewöhnliche Individuen hervorgebracht hat. Lorenzo da Ponte kannte viele von ihnen, z. B. Giacomo Girolamo Casanova oder arbeitete eng mit ihnen (Mozart und Antonio Salieri) zusammen. Aus den Zeilen Rådströms schwingt dem Leser die besondere Atmosphäre dieser Zeit entgegen. Eine Zeit, in der es möglich war, dass der Sohn eines italienischen Gerbers mit dem österreichischen Erzherzog Joseph II. über Musik parlieren konnte.

Niklas Rådström zeigt aber auch, und damit hält er sich glücklicherweise sehr eng an die autobiographischen Daten da Pontes, wie unstet und unberechenbar das Leben dieses Mannes gewesen ist. Er blieb neben seinen Erfolgen in weit größerem Ausmaß seinen Schwächen verhaftet. 1779 wurde er wegen Ehebruchs mit einer verheirateten Frau für 15 Jahre aus Venedig verbannt. In London bekam da Ponte Probleme, weil er sich für einen Parlamentarier verbürgt hatte, dessen Wechsel nicht gedeckt waren. Während seiner letzten Jahre in den USA waren finanzielle Probleme seine ständigen Begleiter

Der Librettist ist ein biographischer Roman, der sowohl dem Abenteurer und Frauenhelden, als auch dem durch seine Libretti für Mozarts Opern unsterblich gewordenen Künstler ein würdiges Denkmal setzt.




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