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Buchkritik -- Joe R. Lansdale -- More better Deals

Umschlagfoto, Buchkritik, Joe R. Lansdale, More better Deals, InKulturA Texas in den 1960er Jahren. Der amerikanische Traum ist noch quicklebendig, zumindest wenn man kein Farbiger ist. Und damit ist bereits das große Handicap von Ed angesprochen. Er ist das Produkt einer gemischtrassigen Ehe zwischen einer weißen, zunehmend alkoholsüchtigen Mutter und einem abwesenden schwarzen Vater.

Seine Hautfarbe ist dergestalt, dass er als weiß durchgehen kann. In der Tat wird er oft für einen Puertoricaner gehalten. Auf der Rassismusskala des Südens ist er also ein gutes Stück weiter oben angesiedelt. Es handelt sich um einen fragwürdigen gesellschaftlichen Pluspunkt, an den ihn seine Mutter ständig erinnert. Sie weist darauf hin, dass sein Bruder, der eher zum dunkleren Ende des Pigmentspektrums tendiert, Texas verlassen musste, um Arbeit in den Autofabriken von Detroit zu finden.

Ed arbeitet als Gebrauchtwagenverkäufer und führt ein anständiges Leben; wenn man bereit ist, die doppelzüngigen Taktiken seiner Branche, manche würden es Betrug nennen, außer Acht zu lassen.

Als sein Chef ihn damit beauftragt, eines der begehrenswertesten Autos – natürlich einen Cadillac – zurückzuholen, weil die Ratenzahlungen ausbleiben, gerät Ed in einen gewaltigen Schlamassel und Lansdales Erzählung nimmt rasant Fahrt auf.

Ed und die Frau des Autobesitzers, Nancy, beginnen schon bald mit einem hitzigen, sexuell aufgeladenen Geplänkel, das zu nichts Gutem führen kann. Es kommt wie es kommen muss und für Ed wird es schnell immer schlimmer, ohne an dieser Stelle zu viel von der zunehmend irrwitzigen Handlung zu verraten.

Tatsächlich erweist sich Nancy als eine ziemliche Femme Fatale. Ed wird durch sie in einen Mord verwickelt, gefolgt von einer Entführung mit Lösegelderpressung, die schließlich in einer ausweglosen Situation für alle beteiligten Figuren endet.

Die Diktion des Autors ist schnörkellos und auf den Punkt gebracht. Er lässt seine Figuren auf Hochsprache verzichten und benutzt stattdessen umgangssprachliche, kurze und prägnante Aussagen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und die Handlung in einem rasanten Tempo vorantreiben. Manche zart besaitete Seele unter den Leserinnen und Lesern wird sicher daran Anstoß nehmen und so hat der Verlag auch zu Beginn eine heutzutage übliche Warnung vorangestellt.

Während Ed immer wieder von seiner erfolgreichen Zukunft träumt und der sich ihm bietenden Chance, sich sein Stück vom amerikanischen Traum zu sichern, wird er zunehmend blind gegenüber den realen Ereignissen und konzentriert sich nur auf das kurzfristige Ziel seines scheinbaren gesellschaftlichen Aufstiegs.

Ob es darum geht, seiner Mutter die Behandlung zu verschaffen, die sie wegen ihres Alkoholismus braucht, oder seiner ebenso hellhäutigen Schwester zu helfen, aufs College zu gehen und die Chance zu haben, wirklich etwas aus sich zu machen, Ed scheint bereit zu sein, das Risiko einzugehen, wenn auch nur die geringste Erfolgschance besteht.

Keine Frage, am Schluss haben wir Mitleid mit Ed, der alles versucht hat, um den amerikanischen Traum zu realisieren und, hier zerstört Lansdale genussvoll diesen Mythos, scheitern muss. Hatte er überhaupt jemals eine Chance?




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Veröffentlicht am 26. Mai 2024