Buchkritik -- Alexander Stille -- Die Richter

Umschlagfoto  -- Alexander Stille  --  Die Richter Um es gleich vorweg zu sagen. Dieses Buch ist erschreckend. Es zeigt, wie sehr sich ein Staat in die Klauen einer kriminellen Vereinigung begeben kann und sich zum Schluß nicht mehr aus ihnen befreien kann. Dieses Buch ist gleichzeitig eine Geschichte der italienischen Politik der letzten 50 Jahre.

Zwei Richter stehen in diesem Werk im Vordergrund, Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Beide mußten ihrem Einsatz mit dem Leben bezahlen. Zu eng war die Verflechtung der Politik, der Justiz und des organisierten Verbrechens. Romantische Vorstellungen von der italienischen Mafia zerschlägt der Autor mit der Schilderung der Realität.

Die machmal unglaubliche Langsamkeit mit der die italienischen Behörden auf Verbrechen der Mafia reagierte ist nahezu unerträglich. Die Brisanz dieses Buches besteht jedoch in der klaren Aussage, das die Strukturen, die diese Verbrechen überhaupt erst ermöglicht haben, immer noch existieren. Ja das auch die Strukturen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft diese Verbrechen durch organisierte Banden noch unterstützen. Das beste Beispiel ist der Korruptionsskandal, welcher die EU im Jahr 1998 erschütterte und der eindringlich bestätigte, das die Akten der Mafia auf keinen Fall geschlossen werden dürfen.

Zurück zur italienischen Republik der letzten 50 Jahre, in der immerhin die Weichen für die Ausbreitung der Mafia gestellt wurden. Quer durch alle Parteien, in jeder Stufe der Hierarchie war die Krake Mafia anwesend und schaltete nach belieben unbequeme Personen aus.

Die Aktualität des Buches bezieht sich jedoch nicht nur auf die italienische Politik, sondern durch den Fall des eisernen Vorhangs auch leider auf die aus den ehemaligen GUS Staaten kommenden neuen Formen der organisierten Kriminalität. Es zeigt sich, das ein Staat, dessen liberale Politik durch die organisierte Kriminalität ausgenutzt wird, es schwer hat, sich wieder von diesen Tentakeln zu befreien.




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