Buchkritik -- Ullrich Mies (Hrsg.) -- Mega-Manipulation

Umschlagfoto, Buchkritik, Ullrich Mies (Hrsg.), Mega-Manipulation, InKulturA „Die Wahrheit ist irgendwo da draußen“, dieser Satz aus dem Mund des FBI-Agenten Fox Mulder aus der US-amerikanischen Fernsehserie „The X-Files“ bringt es auf den Punkt. Ähnlich wie der die Verschwörungen der Regierung erkennende, jedoch selten handfest beweisen könnende Special Agent, geht es denjenigen, die hinter dem politischen Alltagsgeschäft etwas anderes sehen, als das, was die vierte Gewalt, deren Aufgabe eigentlich die Kontrolle und Kritik an den Absichten, Plänen und Methoden der Mächtigen sein sollte, der Öffentlichkeit vermitteln will.

Als Einstimmung in das Thema „Wir werden belogen und betrogen“ sollte der Leser den Beitrag von Claudia Zimmermann lesen, in dem sie erzählt, wie es sich auf die Karriere einer in der „Öffentlich-Rechtlichen-Verdummung“ beschäftigten Mitarbeiterin auswirkt, wenn sie sich nicht an den Kodex des Staatsfunks bezüglich Umdeuten, Verschweigen und Falschberichterstattung hält. Die eigene Meinung kann dann durchaus zum Karrierekiller werden.

„Mega-Manipulation“, herausgegeben von Ullrich Mies, ist, wie der Untertitel es ausdrückt, ein Band, der sich mit „Ideologische(r) Konditionierung in der Fassadendemokratie“ beschäftigt und in dem es den Autoren der Beiträge darum geht, den Leserinnen und Lesern eben diese ideologischen Scheuklappen von den Augen zu entfernen und die darunter liegenden politisch-ökonomisch-medialen Mechanismen zu entlarven.

Das, was dem von Alltagssorgen geplagten Bürger seitens Regierung und veröffentlichter Meinung als zunehmend „alternativlos“ suggeriert wird, ist in den meisten Fällen das Ergebnis sorgfältiger Planungen, die im Hintergrund, genauer gesagt, von interessierten, daran verdienenden Kreisen ausgetüftelt werden.

Machen wir uns frei von der Illusion, dass die Bürger darüber entscheiden, welche Politik gemacht wird und sehen wie der Tatsache ins Auge, dass sich längst eine marktradikale Junta des Staates bemächtigt hat, welche die Spielregeln weit abseits demokratischer Legitimität festlegt. Dazu, und das schreiben die Autoren in diesem Buch, bedarf es der Kontrolle der Medien, die in Zusammenarbeit mit neoliberalen Agenten des globalen Finanzkapitalismus, zu denen auch und gerade die politische Klasse gehört, Begriffe um- und neudeuten und dadurch in den Köpfen der Bürger, des, um es grob auszudrücken, Stimmviehs, eine gezielte Veränderung des Denkens im Sinn des marktradikalen ökonomischen Neusprechs zu implantieren.

So werden mithilfe politisch korrekter Sprachregelung aus Angriffskriegen wie im Irak und Libyen Euphemismen wie Friedensmissionen und Nation Building und die aus den sich daraus ergebenden Flüchtlingsströmen, die vom globalen Kapitalismus gern gesehenen billigen Arbeitskräfte. Aus dem Mantra grenzenloser Freizügigkeit, das für alle Menschen nur Vorteile verheißt und das aber in erster Linie den freien – ungehindert durch staatliche Regulierungen – Kapitalverkehr bedeutet und damit eng verbunden ebenfalls den von Waren und Menschen, wird in der Realität die Verarmung der Massen, die, nach marktliberaler Ideologie, an ihrer Armut selber Schuld sind, da sie sich der von oben, vom Finanzkapital verordneten „Neuen Weltordnung“ verweigern.

Das Kartell der Lügner umfasst inzwischen die wesentlichen Kräfte der Gesellschaft. Kirchen, Medien, Künstler und Politiker, sie alle spielen freiwillig mit auf der Klaviatur des Neoliberalismus und stellen sich in den Dienst derjenigen, deren erklärtes Ziel es ist, ihre Zukunftsvorstellungen in die Realität umzusetzen.

Doch dazu bedarf es (konstruierter) Feinde, gegen die sich die vom Kartell nach innen geschürte Aggressivität nach außen verlagern kann und so ist es kein Wunder, dass sowohl Russland als auch China bereits als die zukünftigen Kriegsgegner ausgemacht sind. Der dazu notwendige polit-mediale Propagandaapparat läuft dafür schon seit Jahren auf vollen Touren.

Sich gegen diese groß angelegten Manipulationen, die vom herrschenden Establishment nur allzu gern als Verschwörungstheorien bezeichnet werden zur Wehr zu setzen, erfordert in erster Linie unverfälschte und sachliche Informationen. Dieses Buch und die Vielstimmigkeit der Autoren ist dafür ein erster Schritt. Eine dieser Stimmen ist die von Caitlin Johnstone, die dazu süffisant anmerkt: „Kluge, aufrechte Bürger glauben, dass es in den Nachrichten gestanden hätte, wenn es diese Art von Verschwörung wirklich gegeben hätte.“

Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen, man muss sie nur suchen. Ein Blick in die im Anhang aufgeführten alternativen Medien und Informationsquellen kann dabei behilflich sein.




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Veröffentlicht am 27. Dezember 2020