Buchkritik -- Michael Bauer (Hrsg.) -- Neue Welten

Umschlagfoto, Buchkritik, Michael Bauer (Hrsg.), Neue Welten, Star Trek als humanistische Utopie?, InKulturA Man lehnt sich gewiss nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man den Freunden des Science-Fiction Genres ein gewisses Ungenügen an der Gegenwart attestiert. Lassen wir den Bereich der Dystopie einmal außer acht, dann ist es der Reiz, der Traum von einer anderen, vermeintlich besseren Zukunft, als es die gegenwärtige, die in den meisten Fällen nüchtern, reizlos und dröge ist, aber auch, und das ist wohl einer der Hauptgründe für die Existenz utopischer Literatur, voller Konflikte, Leid, Ungerechtigkeit, Kriminalität und Tod.

Eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Serien ist ohne Frage Star Trek, deren Ursprung auf der von Gene Roddenberry erschaffenen Fernsehserie Raumschiff Enterprise basiert und sich in zahlreichen Folgeserien wie Deep Space Nine, Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert und Raumschiff Voyager, diversen Kinofilmen, Comics, etc. durch die Unterhaltungsbranche zieht – mit enormem finanziellen Erfolg.

Es ist die, sieht man einmal von Roddenberrys Original mit Kirk, Pille, Spock und den anderen, inzwischen wohl unsterblichen Figuren ab, diesen Folgeserien inhärente Sehnsucht nach einer Welt, die ohne Geld, ohne Konflikte und Kriege daherkommt, zumindest auf der Erde, und die die Herausforderungen, Kämpfe und Probleme in die Galaxis ausgelagert hat und auf dem Heimatplaneten ein, in den einzelnen Folgen nicht weiter thematisiertes, dem Paradies ähnliches Leben ermöglicht.

Kein Wunder also, dass sich auch die Wissenschaft für die in diesen Serien inszenierten Ideen interessiert, zumal dem Erfinder Gene Roddenberry nachsagt wird, seine humanistischen Überzeugungen in den Drehbüchern verarbeitet zu haben. Vom 15. bis 17. April 2016 hatte der Humanistische Verband Bayern zu einer interdisziplinären Tagung in Nürnberg eingeladen, um die Frage zu diskutieren, ob die Zukunftsvision von Star Trek wirklich eine ist, in der alle humanistischen Ideale erfüllt sind.

In dem Buch "Neue Welten - Star Trek als humanistische Utopie?", herausgegeben von Michael C. Bauer, werden die einzelnen Beiträge dieses Symposiums vorgestellt und bieten der großen Fan- und Lesegemeinde tiefe Einblicke in die wissenschaftliche Aufarbeitung einer kommerziell erfolgreichen Serie.

Der Philosoph Klaus Vieweg plädiert für die Eroberung der unendlichen Weiten des Denkraums und damit das Erbe Odysseus und Gullivers fortführend. Die Medienwissenschaftlerin Uta Scheer analysiert anhand einer Folge von Deep Space Nine die Rolle von Transgender und Homosexualität in Star Trek. Martin Götze geht der Frage nach, inwieweit das Thema von Star Trek ein moderner Mythos ist und Stefan Sorgner, ein Philosoph des Transhumanismus, diskutiert, ob und unter welchen Voraussetzungen für Maschinen „Menschenrechte“ geltend gemacht werden können oder dürfen. Im Zuge der rasanten Entwicklung künstlicher Intelligenz eine überaus spannende Frage. Frank Schulze, ebenfalls Philosoph, fragt welche Rolle der Tod, die Götter oder das Jenseits in Star Trek spielen. „Der Sisko“ oder „Q“ lassen da vieldeutige Schlüsse zu.

Da dann: "Lebe lang und in Frieden!"




Veröffentlicht am 1. Seprtember 2018