Diese Webseite benutzt keine Cookies!!!.
Die Nordostpassage, auch als Nördlicher Seeweg bekannt, ist eine Seeroute entlang der arktischen Küste Russlands, die den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbindet. Diese Route verläuft durch das Nordpolarmeer, entlang der Küste Sibiriens und durch verschiedene russische Meere, darunter die Barentssee, das Karasee, die Laptewsee, das Ostsibirische Meer und die Tschuktschensee. Ihre Bedeutung und Geschichte sind sowohl aus historischer als auch aus moderner Perspektive bemerkenswert.
Das zeigt Andreas Renner, Historiker und Professor für Russland-Asien-Studien an der LMU München mit seinem Buch über die Entdeckungsgeschichte dieses ungewöhnlichen Seewegs und dessen aktuelle Bedeutung.
Die Suche nach der Nordostpassage begann im 16. Jahrhundert als Teil des europäischen Bestrebens, neue Handelsrouten nach Asien zu finden. Der englische Entdecker Hugh Willoughby und der niederländische Seefahrer Willem Barents unternahmen frühe Expeditionen, jedoch ohne Erfolg. Barents erreichte die Insel Nowaja Semlja und entdeckte die Barentssee, bevor er auf seinem dritten Versuch im Jahr 1596 im Eis stecken blieb und starb.
Im 18. Jahrhundert förderte der russische Zar Peter der Große die Erkundung Sibiriens und der arktischen Gewässer. Die Große Nordische Expedition (1733-1743) unter der Leitung von Vitus Bering und Aleksei Chirikov war ein bedeutendes Unterfangen, um die russische Küste und den nördlichen Pazifik zu kartieren. Trotzdem blieb die Passage aufgrund der extremen Eisbedingungen für die Schifffahrt weitgehend unpassierbar.
Erst im 19. Jahrhundert gelang es dem schwedischen Entdecker Adolf Erik Nordenskiöld, die Passage vollständig zu durchqueren. 1878-1879 führte Nordenskiöld die Vega-Expedition erfolgreich von Schweden bis zur Beringstraße und bewies damit, dass die Nordostpassage theoretisch schiffbar war.
In der Neuzeit hat die Nordostpassage aufgrund des Klimawandels und des damit verbundenen Rückgangs des arktischen Eises erheblich an Bedeutung gewonnen. Die schmelzenden Eismassen haben die Route zunehmend zugänglich gemacht, insbesondere in den Sommermonaten. Dies hat das Interesse der internationalen Schifffahrt und der Energiebranche geweckt.
Die Nordostpassage bietet eine erheblich kürzere Route für den Handel zwischen Europa und Asien im Vergleich zur traditionellen Route durch den Suezkanal. Dies kann die Transportzeit und die Kosten erheblich reduzieren. Zum Beispiel verkürzt sich die Strecke von Rotterdam nach Yokohama um etwa 40 % im Vergleich zur Route durch den Suezkanal.
Russland hat große Anstrengungen unternommen, um die Infrastruktur entlang der Passage zu verbessern. Dies umfasst den Bau und die Modernisierung von Häfen, die Einrichtung von Such- und Rettungsdiensten sowie die Bereitstellung von Eisbrechern, um die Schifffahrt zu unterstützen. Die Entwicklung der Passage ist auch ein wesentlicher Bestandteil der russischen Arktisstrategie, die darauf abzielt, die wirtschaftliche Entwicklung der Region voranzutreiben und die nationale Sicherheit zu gewährleisten.
Die zunehmende Nutzung der Nordostpassage bringt auch Herausforderungen und Risiken mit sich. Umweltgruppen warnen vor den potenziellen ökologischen Auswirkungen, darunter die Gefahr von Ölverschmutzungen, die Störung von Lebensräumen für arktische Tierarten und die Freisetzung von Methan aus tauenden Permafrostböden. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Schutzes der arktischen Umwelt angesichts des steigenden Schiffsverkehrs.
Geopolitisch ist die Nordostpassage ein Gebiet von strategischem Interesse. Russland betrachtet die Passage als Teil seiner ausschließlichen Wirtschaftszone und hat seine militärische Präsenz in der Arktis verstärkt. Gleichzeitig zeigen auch andere Nationen, darunter China, Interesse an der Nutzung der Route, was zu Spannungen führen kann.
Andreas Renner erzählt diese faszinierende Geschichte, die von frühen Entdeckungsreisen bis hin zur modernen Nutzung reicht. Heute spielt die Nordostpassage eine wichtige Rolle im globalen Handel und der Energieerzeugung, während sie gleichzeitig Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Geopolitik mit sich bringt. Die zukünftige Entwicklung der Passage wird stark von den globalen Klimabedingungen und den internationalen Beziehungen abhängen, was sie zu einem dynamischen und kritischen Teil der modernen Welt macht.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 7. August 2024