Buchkritik -- Alexander Neubacher -- Ökofimmel

Umschlagfoto, Alexander Neubacher Oekofimmel, InKulturA Die Deutschen sind Weltmeister. Zumindest bei der Mülltrennung. Glas, Papier, Lebensmittelreste und Plastik, alles wird fein säuberlich in die dafür vorgesehenen Abfalltonnen sortiert. Das kommt der Umwelt zugute, schont Ressourcen und verschafft zusätzlich ein gutes Gefühl. Doch stimmt die Gleichung "Öko ist gut", oder gilt der Satz "Gut gemeint ist nicht noch nicht gut gemacht"?

Alexander Neubacher hat sich umgesehen im Land der Umweltretter und Klimaschützer. "Ökofimmel", so der provokante Titel seines Buches führt dann auch durch ein Land, dass den Schutz der Natur zu einer Pseudoreligion erhoben hat. Klimawandel, Energiewende und Nachhaltigkeit ist das Credo dieser Bewegung und alle Politiker und fast alle Bürger sind bereit, sich den sich daraus abgeleiteten Dogmen zu fügen.

Dass dabei so mancher Widerspruch und so manche Überreaktion entsteht, ist evident. Da fahren Großstädter mit ihren SUVs kilometerweit zum Bauernhof ihres Vertrauens um "gesundes" und "biologisch korrekt" angebautes Obst und Gemüse zu kaufen. Da wurde vom ehemaligen grünen Umweltminister Jürgen Trittin vollmundig das Dosenpfand eingeführt, dessen Ziel es war, die Wegwerfmentalität der Bürger zu verändern und herausgekommen ist der Irrsinn, dass es die Mehrwegflasche war, die nahezu aus dem Handel verschwunden ist. Da wurden und werden, ebenfalls grüne Politik, Biogasanlagen gebaut, die, neben der geruchlichen Belästigung der unmittelbar in deren Nähe wohnenden Menschen dafür verantwortlich sind, dass so mancher Bauer auf den Anbau von Getreide, Gemüse oder Kartoffeln verzichtet und anstelle dessen diesen Anlagen den zu deren Betrieb notwendigen Brennstoff wie Mais liefert. Da werden, um Kraftfahrzeuge mit Benzin zu versorgen, weltweit Agrarflächen monokultiviert, um Kraftstoff aus Pflanzen zu gewinnen. Dümmer geht es nimmer.

Befasst sich der Autor im ersten Teil seines Buches noch mit den kleinen und großen Widersprüchen, in die sich die Bürger durch ihr Bestreben nach ökologisch korrektem Handeln verwickeln und die beim Leser an vielen Stellen ein lautes Lachen hervorrufen, so sind die beiden folgenden Teile weitaus brisanter, berühren sich doch die demokratischen und wirtschaftlichen Fundamente des Staates.

Seit dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima hat die deutsche Energiepolitik eine dramatische Wende vollzogen. Aufgrund der hysterischen politischen Reaktion wurden alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet und der Ausbau erneuerbarer Energien forciert. Im Klartext bedeutet das, und der Autor scheut sich nicht davor dies politisch unkorrekt zu formulieren, dass eine leistungsfähige Energieversorgung aus ideologischen Gründen geopfert wurde, ohne dass die Verantwortlichen dazu in der Lage waren, für ausreichen Ersatz zu sorgen.

Das im Eiltempo zusammengeschusterte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sorgt mit Milliardenbeträgen u. a. für die Förderung von Solarstrom, ausgerechnet die Art Stromerzeugung, die den geringsten Nutzwert bringt. Da wird Geld von unten nach oben umgeschichtet und jeder Wohnungsmieter dazu gezwungen, sich durch eine Umlage auf den Strompreis an der Solaranlageninvestition des Eigenheimbesitzers zu beteiligen. Da wurden ebenfalls Milliardenbeträge als Subventionen an Solarzellen produzierende Firmen überwiesen, doch längst kommen diese Module billiger aus China und die einheimische Solarindustrie ist bis auf wenige Ausnahmen pleite.

Viel gravierender jedoch ist die Tatsache, dass sich gerade durch das neue Credo Klimawandel ein bedenkliches Denkmuster ausbreitet. Unter dem Deckmantel der angeblich durch die Menschen verursachten globalen Erwärmung wird der Versuch unternommen, die Demokratie und die Freiheit des Bürgers zu untergraben. Da wird vom Deutschen "Klimapapst" Hans Joachim Schellnhuber und seinem Appendix, dem Politikwissenschaftler - also ein ausgewiesener Klimaexperte - Claus Leggewie eine "Große Transformation" beschworen, die ohne neue "Spielregeln" nicht zu erreichen sei. Diese neuen Regeln bestehen in der Bevormundung und Indoktrination des Bürgers, der, will er sich nicht den Anordnungen der von Schellnhuber geforderten "Zukunftskammer", eine nach Legislative, Exekutive und Judikative vierte Kraft, deren Mitglieder "umweltsensible" Menschen sein sollen, beugen, "nicht mit Nachsicht rechnen könne". Sind da etwa schon neue Nazis in Sicht?

"Ökofimmel" von Alexander Neubacher ist ein provozierendes Buch, das auf den Irrsinn der aktuellen Umweltschutzhype hinweist. Es besteht auch für den Autor kein Zweifel an der Tatsache, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine wichtige Sache sind. Doch bitte mit Augenmaß und Blick für das Wesentliche. Wer das in seinen Überlegungen beherzigt, für den ist klar, dass auch aus Neuseeland importierte Äpfel eine weitaus günstigere CO2 Bilanz aufweisen können als lokal geerntete.

"Ökofimmel" ist ein hervorragendes Buch für alle diejenigen, die sich argumentativ gegen selbst ernannte Weltuntergangsapologeten zur Wehr setzen wollen.




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