Buchkritik -- Olaus Magnus -- Die Wunder des Nordens

Umschlagfoto  -- Olaus Magnus  --  Die Wunder des Nordens Elena Balzamo und Reinhard Kaiser legen einem breiten Publikum mit Die Wunder des Nordens von Olaus Magnus ein beeindruckendes historisches und geographisches Dokument vor. 1539 zum ersten Mal in Venedig veröffentlicht und danach lange verschollen, tauchte es erst 1886 in der Münchner Hof- und Staatsbibliothek wieder auf.

Der Verfasser, Olaus Magnus, ging gemeinsam mit seinem Bruder Johannes Magnus in Folge der Reformation ins Exil nach Rom. Dort übernahm er auch das Amt des letzten Titular-Bischofs von Uppsala. Seine Heimat Schweden sah er niemals wieder.

Während dieser Zeit des Exils begann er, seine Erfahrungen aus jüngeren Jahren, die ihn auf langen Reisen in die damals noch weitgehend unbekannten Regionen Schwedens und Norwegens führten, schriftlich zu fixieren. Die Wunder des Nordens ist im wesentlichen ein Kommentar zur Landkarte Nordeuropas, zur Carta marina. Sie stellte den ersten umfassenden Versuch dar, den nördlichen Teil Europas einem, damals staunenden Publikum nahe zu bringen.

Gemäß der damaligen wissenschaftlichen Tradition berief sich Magnus auf Darstellungen von Historikern und Naturforschern. Diesen sog. Erkenntnissen war jedoch mit Vorsicht zu begegnen, denn kaum einer hatte das, was er zu berichten wußte, mit eigenen Augen gesehen. Im Gegensatz dazu gelang es Magnus, seinem Werk eine persönliche Note zu geben, denn er hatte die Gegenden, die er beschrieb, selber besucht. So war seine Karte und der dazugehörige Kommentar ein gelungener Versuch zu zeigen, daß die nördlichen Teile Europas denen des Südens weder kulturell noch wirtschaftlich nachstanden.

Olaus Magnus war ein guter Beobachter und er zeigt ein grandioses Panorama nordischen Lebens. Fischfang, Handel, Landwirtschaft, alles taucht plastisch vor dem Auge des Lesers auf. Mit Akribie schildert er Flora und Fauna. Weder Waldesel noch Schneevögel läßt er aus. Über Krankheiten berichtet er genauso ausführlich wie die Erziehung der Kinder.

Die Wunder des Nordens ist mehr als ein historischer Reiseführer. Mit Hilfe seines Berichtes wollte Magnus die Katholische Kirche auch dazu bewegen, sich nach der Reformation wieder verstärkt um die nordischen Länder zu kümmern, um dem katholischen Glauben wieder mehr Einfluß zu verschaffen. Letzteres ist bekanntlich nicht gelungen. Geblieben ist auf alle Fälle ein historisches Dokument von bleibendem Wert. Was heute noch beeindruckt, um wieviel mehr muß es zur Zeit der Erstveröffentlichung beeindruckt haben?




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